Minigolf mal modern


Das Labyrinth-Hindernis ist nicht ganz ohne – dieser Ball ist auf dem richtigen Weg.

Minigolf klassisch

Eine Partie Minigolf für mich seit jeher mit verschiedenen absolut typischen Elementen verbunden: Zum einen ist da der Platz. Akkurat gestutzte Hecken, Bodenplatten aus Kieselsteinbeton und natürlich die Außenleuchten mit den bunten Glaskuppeln. Letztere kommen natürlich nur äußerst selten zum Einsatz, weil der Platz um 9 Uhr abends zu macht und es dann im Sommer noch hell ist. Im Winter, wenn es dunkel genug wäre, um die Lampen anzuschalten, hat aber wiederum der Platz zu. Ein Dilemma, dass aber auf dem Minigolfplatz niemanden zu stören scheint. Immerhin wäre es ja theoretisch möglich noch bis spät in die Nacht zu spielen.

Nicht zuletzt erinnern mich Minigolfplätze immer irgendwie an Kleingartenkolonien. Das ist deshalb erstaunlich, weil ich praktisch keinen Platz kenne, der tatsächlich an eine Kolonie grenzt. Trotzdem ergeben sich Übereinstimmungen: Auf dem Minigolfplatz gilt ein festes, praktisch in Stein gemeißeltes Regelwerk. Dazu gehört, dass man die Bahnen nicht betreten darf, nur sieben Schläge für jedes Loch hat und keine Bahn doppelt spielen darf. Über die Einhaltung der Regeln wacht der Platzwart mit Adleraugen. Manchmal gut gelaunt, häufig eher grummelig gibt er die Schläger und Bälle aus, ermahnt Kinder nicht die Bahnen zu betreten und verkauft nebenbei Eis am Stiel.

Freude und Ärger liegen beim Minigolf eng beieinander und so kann ich mich an keinen Platzbesuch meiner Kindheit erinnern, bei dem nicht am Ende irgendjemand von uns weinte oder sich fürchterlich aufregte. Angeblich waren die Bahnen schief gewesen, einzelne Hindernisse völlig unschaffbar schwer oder die Mitspieler hätten einen beim sechsten Schlag bei Loch 17 fiese abgelenkt. Platzwarte sagen in diesen Momenten gar nichts. Sie vertrauen darauf, dass die Eltern ihre weinenden Kinder mit einem Eis am Stiel beruhigen. Oder einfach gehen. Hilft beides fast immer, ersteres geht aber schneller.

Was ist gemalt und was echt? Die Indoor-Minigolfbahnen im Schwarzlichtviertel verblüffen.

Minigolf modern – im Schwarzlicht

In diesem traditionell geprägten Umfeld erscheint die Idee des Schwarzlichtviertels in Hamburg überaus mutig. Bei dieser Indoor-Attraktion im Stadtteil Stellingen spielt man Minigolf in einer abgedunkelten Unterwasser-Phantasiewelt.

Im U-Boot gleich hinter der Eingangslounge wird man von einem waschechten Kapitän per Videobotschaft auf den kniffligen Einsatz vorbereitet. „Ahoi, ihr Landratten“, grüßt er und weist in die Grundregeln des Platzes ein. Dann geht es auch schon auf den Parcours. Und der kann sich sehen lassen: Drei Spielwelten mit insgesamt 18 ½ liebevoll gestalteten Bahnen warten auf die Minigolfer. Da umspielt man Neptuns Dreizack, legt sich mit den Klotzköpfen der Osterinsel an oder schießt den Ball genau ins Innere eines Vulkans. Die Bahnen leuchten dabei ebenso wie die Hindernisse und die Bälle. Sie sind mit fluoreszierenden Farben bemalt, die im Schwarzlicht grell erscheinen. Und überall lauern kleine Details: Da warten hungrige Haie, Skelette schmoren in Dschungel-Kerkern und in einem schrägen Laboratorium wird an neuen Minigolf-Ideen getüftelt. Minigolf ist nicht mehr nur eine gerade Bahn vor spießiger Kleingartenkulisse, sondern wird zu einem optischen Erlebnis.

Und mit einer weiteren Tradition bricht die Schwarzlichtwelt: Die Bahnen sind aus weichem Filz und dürfen betreten werden. So kann man bei kniffligen Kursen auch mal dichter an den Ball heran, um ihn endlich einzulochen. Der Schwierigkeitsgrad schwankt dabei zwischen eher einfach und verdammt schwierig. Einige Löcher verpassten wir auch nach sechs Schlägen (der zulässigen Höchstzahl) weit. Häufig muss über steile Rampen in die Luft gespielt werden, keine leichte Übung.

Ein Manko: Trotz vorher reservierter Startzeit stauten sich die Besucher bei einigen schwierigen Bahnen, insbesondere in der Mitte der Dschungelwelt. Vor einem wird dann noch gespielt, man selbst ist schon fertig, während hinter einem die nächsten schon nachrücken. Und auch bei der Soundkulisse gibt es Abzüge: Statt Unterwasserblubbern dröhnten am Samstagabend erst deutscher Rap und dann Michael Jackson aus den Lautsprechern.

Den umherlaufenden Kindern gefällt die verspielte Schwarzlichtwelt genauso wie den zahlreichen Erwachsenen. Am Eingang eine feiernde Männerrunde, die sich mit Schlägern und Bällen eindeckt. Minigolf wird zum partytauglichen Szene-Erlebnis. Wenn das unser mürrischer Platzwart von damals geahnt hätte…

Weitere Infos gibt es auf www.schwarzlichtviertel.de. Eine gute Idee bleibt nicht lange unentdeckt: Im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg soll im Juni 2010 ebenfalls eine Indoor-Minigolfwelt mit Schwarzlicht eröffnen (www.indoor-minigolf-berlin.de).

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