Moderatorin Cathrin Böhme grinst den Frühling herbei (der hat nichts zu lachen).
Die RBB-Abendschau hat es tatsächlich getan: Gestern Abend lief wirklich ein Beitrag über den ersten warmen Frühlingstag in Berlin! Nur Stunden zuvor hatte ich der Redaktion ja noch eine wunderschöne Vorlage dafür geliefert. Da war alles drin: Sich sonnende Berliner auf einer Bank, ein knutschendes Pärchen, Leute die im Café lieber draußen statt drinnen sitzen. Dazu sportliches Treiben auf dem Schlossplatz und sogar ein Havelkapitän, der sich um die noch nicht wieder freigetaute Schiffahrtsrinne sorgt – so kurz vor Ostern ein richtiges Problem.
Schauen wir also mal, was die Abendschau daraus gemacht hat. Die Erwartungen sind hoch, denn Cathrin Böhme zufolge erzählt der Beitrag, „wie die Sonne heute Stadt und Menschen gestreichelt und verzaubert hat“. Richtiggehend lyrisch! Lockere Musik und wir sehen: Sich sonnende Berliner auf einer Bank, ein kuschelndes Pärchen, Leute die in einem Café lieber draußen statt drinnen sitzen. Dazu schwadroniert der Kommentar von Nadine Brecht, dass der „Sommer vorm Balkon“ jetzt wohl endlich losgehe. Wer Retro-Sonnenbrille oder einen Hut raushole, dessen Frühjahrslook sei auch „Prenzlauer-Berg-tauglich“. Einige Eltern bestätigen, wie toll das Wetter doch jetzt ist. Dann Schnitt auf den Vorplatz vom Stadtschloss, wo ebenfalls Leute liegen. „Wer kann, tankte heute erst mal eine Riiieeesenportion Sonne“, frohlockt der Kommentar und nähert sich sprachlich dem Kinderkanal an. Gut, dass gleich noch ein Tourist im Weg rumliegt. Den kann man ja auch fragen, wie er das so findet. „Heute ist es heiß, das ist cool“, sagt der Tourist. Abgebrühte Abendschau-Fans ahnen schon, was jetzt kommt. Genau, eine der wahnsinnig originellen Überleitungen der RBB-Sendung. Die geht diesmal so: „Cool im Wortsinn ist übrigens auch das, was sich neben der Friedrichwerderschen Kirche auftürmt: Einer der letzten Eisberge. Wohl der einzige Berliner, den die Sonne heute zum Weinen brachte.“
Nein, nicht der Einzige. Wir weinen auch.
PS: Wer den Beitrag sehen möchte, kann das hier tun. Er heißt übrigens wirklich „Sommer in der Stadt“ – auch wenn es gerade mal 16 Grad waren.