Neulich habe ich beim Aufräumen mehrere Hörspielkassetten von den Drei Fragezeichen und TKKG wiedergefunden, die ich früher als Kind gerne gehört habe. Wobei ich erstere schon damals entschieden besser fand, weil die Fälle mit viel detektivischem Spürsinn gelöst wurden und trotz teilweise übersinnlicher Phänomene doch so gut konstruiert waren, dass man sie für wahr halten konnte. Dagegen haftete TKKG, benannt nach den Anfangsbuchstaben der Protagonisten Tim, Karl, Klösschen und Gabi, schon damals etwas ziemlich Reißerisches an. Heute würde ich sagen: TKKG ist so etwas wie die BILD-Zeitung der Kinderhörspiele. Da schlagen Banditen im Palasthotel los, Hundediebe kennen keine Gnade, Homejacker machen Überstunden und fiese Drogendealer verticken ihr Weißes Gift im Nachtexpress. Bei TKKG ging es meist um Mafia, um Drogenhandel, um fiese Tierquäler und andere gemeingefährliche Verbrecher, deren immerwährend höhnisches Lachen durch unser Kinderzimmer dröhnte. Zugleich waren die Geschichten aber derart absurd gestrickt, dass ich doch rückblickend bezweifeln möchte, dass ich sie wirklich ernst genommen habe. Einige Verbrechen waren schlicht zu dämlich, um sie zu glauben.
Zeit diesem Thema nachzugehen! Ich habe also gestöbert, auf Fanseiten recherchiert, mir diverse alte Folgen angehört und will euch meine Ausbeute nicht vorenthalten: Hier ist die TOP 10 der dämlichsten Verbrechen bei TKKG!
Platz 1: Sklaven für Wutawia (Folge 065)
TKKG waren noch nie besonders zimperlich: Tim und Klösschen verprügeln einen als Penner getarnten Verbrecher.
Auf meiner Hitliste der dämlichsten Verbrechen bei TKKG mein absoluter Liebling: Die Sekte Wutawia lässt Penner entführen, um sie dann auf ihren Rauschgift-Plantagen in der Karibik schuften zu lassen. Anführer ist ein gewisser Pedro Hintermeier, der nebenbei auch der Erfinder der „112-Stunden-Woche“ ist. Warum er für seine Zwecke nicht einfach Einheimische ausbeutet, wird nicht ganz klar. Aber nur so wird ja schließlich ein Fall für TKKG daraus. Nebenbei werden in der Folge zahlreiche Stereotype über Obdachlose gepflegt: Sie sind ungebildet, trinken ständig Alkohol und schlafen bis in den Mittag.
Platz 2: Vermisste Kids und Killerpflanzen (Folge 105)
Gleich beisst ihm die Killerpflanze die Hand ab. Im Hintergrund keine Burg, sondern ein Atomkraftwerk.
Der irre Wissenschaftler Bosnickel (typisch auch die „sprechenden“ Namen bei TKKG) will junge Ausreißerinnen an mutierte Killerpflanzen verfüttern. Kein Witz! Für dieses wahnsinnig clevere Verbrechen braucht man folgende Zutaten:
1. Ein stillgelegtes Atomkraftwerk mit verstrahltem Sperrgebiet drum herum
2. Einige fleischfressende Pflanzen, die man dort anpflanzt
3. Zwei Ausreißerinnen (die man am besten direkt im belebten Hauptbahnhof kidnappt)
Ein wirkliches Motiv braucht man dagegen nicht. Bosnickel will nach eigener Aussage nur sehen „ob diese Pflanzen wirklich alles fressen“. Noch mal schön verrückt lachen und schon geht es los.
Platz 3: Im Wettbüro des Teufels (Folge 103)
Ganz schön gruselig? Gut, dass der Henker nur aufgemalt ist.
Eine Folge, die geschmacklich schon ziemlich auf der Kippe steht: Miese Gauner schließen Wetten auf den Tod alter Leute ab. Wer stirbt in den nächsten drei Monaten? Und wer in einem Jahr? Ein zynisches Spiel und eine absolut dämliche Verbrechensidee.
Platz 4: Ufos in Bad Finkenstein (Folge 015)
Ein arbeitsloser Friseur wird zum Haardieb: Er überfällt nachts im Park junge Mädchen um sie mit einem Rasierer hinterrücks kahlzuscheren. Aus den Haaren werden dann Perücken gefertigt. Die Ufos kommen – auch das ein typisches Phänomen von TKKG – nur ganz am Rande vor und dienen eigentlich nur dazu, die ziemlich absurde Folge besser zu verkaufen.
Platz 5: Die Makler-Mafia (Folge 163)
„Hilfe, der Ma-Ma-Makler kommt!“ – Und schon wieder droht eine Mafia die Ruhe und Ordnung zu stören. Die Makler-Mafia hat das perfide Geschäftskonzept alte Leute absichtlich zu Tode zu gruseln, um dann hinterher günstig ihr Haus zu kaufen. Dafür bedient sie sich einiger mieser Tricks und eines Vampirkostüms. Richtig unheimlich, doch vor allem: Unheimlich schlecht.
Platz 6: Im Kaufhaus ist der Teufel los (Folge 118)
Ein irrer Chemiker entwickelt eine Bombe in CD-Form und schmuggelt sie in ein Kaufhaus, um das Unternehmen zu erpressen. Es kommt wie es kommen muss: Die CD wird vorher von ein paar Jugendlichen gekauft, die nun bald in größter Gefahr schweben. Unrealistisch: Welcher junge Mensch kauft heute noch CDs?
Platz 7: Duell im Morgengrauen (Folge 040)
Die italienische Mafia, die russische Mafia oder die vietnamesische Mafia sind wohl jedem ein Begriff. Aber schon mal was von der „Holzwurmmafia“ gehört? Ja, die gibt es auch. Hochkriminelle Antiquitätenhändler haben es besonders auf alte Kirchenbänke abgesehen, die sie bei Nacht und Nebel aus den Gotteshäusern stehlen. Sodann werden sie zerlegt und zu pseudo-antiken Möbeln aller Art umgearbeitet. Ein ungemein aufwendiges Verbrechen, das sich nur lohnt, wenn man jemanden findet, der einem den alten Plunder auch wieder abkauft.
Platz 8: Mit heißer Nadel Jagd auf Kids (Folge 113)
Und schon wieder ist sich ein fieser Erpresser für nichts zu schade: Hier entführt er willkürlich Kinder und tätowiert sie im Gesicht. Dann erpresst er alle vermögenden Eltern in der Stadt und droht ihnen, ihre Kinder auch so zu verunstalten. Schon klingelt es in der Kasse – oder auch nicht. Nachteil an dem Verbrechen: Viele Kids freuen sich vielleicht sogar über ein Tattoo.
Platz 9: Die Bettelmönche aus Atlantis (Folge 013)
Die Jünger aus Atlantis sind eine gefährliche Sekte. Die Verbrechensidee ihres mit sächsischem Akzent sprechenden Gurus Shedli Harmouda funktioniert ungefähr so:
1. Eine Sekte gründen
2. Jugendliche Anhänger verführen und nach Tunesien bringen
3. Sie dort unter Hypnose einer Gehirnwäsche unterziehen und sie mit neuen tunesischen Namen und gefälschten Pässen zurück nach Deutschland zu bringen wo sie
4. Für den Guru betteln und stehlen. Der Polizei sind bei so viel Dreistigkeit natürlich die Hände gebunden. Laut TKKG lohnt sich das richtig und macht den Guru „früher oder später zum Millionär“. Ich vermute mal: Eher später.
Platz 10: Freiheit für gequälte Tiere (Folge 085)
Hier werden TKKG zur Abwechslung mal kriminell: Weil er Massentierhaltung und Schlachttransporte ablehnt, versucht Tim per Telefon den Viehbauern Bullschedt zu erpressen. Doch Kommissar Glockner hat mitgehört. Tim kommt noch mal mit ein paar mahnenden Worten davon. Ein Fehler, denn wenig später machen TKKG Ernst: Sie stoppen einen Viehtransporter, ziehen den Fahrer aus seiner Kabine und verprügeln ihn. Dann befreien sie die eingesperrten Pferde und bringen sie zum Biobauern Paul Hansen. Der scheint auch nicht so ganz ohne zu sein. Er und sein Sohn würden „bewaffneten Widerstand leisten, wenn jemand ihnen ein schutzbefohlenes Tier wegnehmen würde“. Die Folge durchzieht eine zweifelhafte Moral, denn TKKG obsiegen nicht aufgrund von Recht und Gesetz, sondern nur mit Gewalt.