Berlin-Karte zum Zerknüllen

Es ist eine Szene wie bei Loriot: Touristen stehen auf dem windigen Potsdamer Platz und versuchen einen überdimensional großen Stadtplan von Berlin zusammenzufalten. Ein Teil auf den anderen, immer entlang der Perforation und im Kampf gegen den Wind. Früher oder später knicken sie den Plan falsch um, merken das aber erst später. Die Karte zerknittert, reißt an einigen Stellen ein. Am Ende sieht sie aus wie Hund und wird doch irgendwie in den Rucksack gestopft.

Um Situationen wie diese zu vermeiden, hat der italienische Designer Emanuele Pizzolorusso die Crumpled City-Karten entwickelt. Die Stadtpläne bestehen aus dem weichen papierähnlichen Material Tyvek und lassen sich nach der Benutzung einfach zusammenknüllen und in dem mitgelieferten Beutel oder der Hosentasche verstauen. Das Zerknittern wird so zum zentralen Prinzip erhoben.

Die Crumpled Berlin-Karte zeigt wichtige Sehenswürdigkeiten im Zentrum der Hauptstadt, richtet sich also vor allem an Touristen. Auch U- und S-Bahn-Stationen sind eingezeichnet (leider ohne die dazugehörigen Linien). Wer länger in der Stadt bleibt oder Ziele jenseits der Innenstadt sucht, kommt um einen normalen Stadtplan also nicht herum.

In Zeiten von Google Maps und Smartphone-Navigation mag es etwas antiquiert wirken, noch mit einer echten Karte durch die Gegend zu laufen. Die Crumpled Map ist aber in jedem Fall ein Hingucker und ein witziges Geschenk.

Die Crumpled City Map Berlin ist 87 x 58 cm groß, wasserfest und wiegt 20 g. Sie kostet zwischen 13 und 15 Euro und ist zum Beispiel im Erfinderladen in der Lychener Str. 8 erhältlich. Auf der Herstellerseite gibt es auch noch zahlreiche andere Städte zum Knüllen.

Wirrwarr am Bahn-Automaten


Achtung am Bahn-Automaten: Wenn man hier nicht aufpasst, hat man schnell einen kostenpflichtigen Sitzplatz reserviert.

Vor einiger Zeit wollte ich einen Flug bei Billigairline TUIfly buchen. Nach der Eingabe der üblichen Daten forderte das Formular mich auf, mir jetzt einen Sitzplatz im Flieger auszusuchen. An sich ein guter Service, dachte ich. Der Trick: Sobald man einen der Plätze auf dem Übersichtsplan des Flugzeuges anklickte, wurde automatisch eine Sitzplatzreservierung für 12 Euro hinzu gebucht. Unbedarften Reisenden wurde durch die vorangestellte Aufforderung suggeriert, dass sie andernfalls ohne einen Sitzplatz mitfliegen würden (was natürlich Quatsch ist). Der Trick mit dem Sitzplatz ist nur einer von vielen bei den Low-Cost-Airlines: Unnötige Versicherungen, Gepäckzuschläge oder Zusatzkosten für fast alle Zahlungsarten sind an der Tagesordnung.

Neuerdings bedient sich jetzt offenbar die Deutsche Bahn im Repertoire der Billigflieger. Und das sieht so aus: Ich wollte mir am Automaten in Berlin-Spandau eine Fahrkarte nach Hamburg kaufen. Der Preis (26,50 Euro mit Bahncard) wurde zunächst auch korrekt angezeigt. Kurz vor der Bezahlung, ich hatte die EC-Karte schon im Anschlag, zeigte der Bildschirm plötzlich 29 Euro an. Immerhin 2,50 Euro mehr als vorher!

Verwundert klickte ich auf dem Touchscreen zurück und musste einige Momente nach dem Grund für den plötzlichen Preissprung suchen: Im Menü kann man auswählen, ob man Bahn-Bonuspunkte sammeln möchte oder nicht. Obendrüber geht es um Reservierungen. Hier verbirgt sich der unscheinbare Satz: „1 Platz reserviert für Einfache Fahrt. Hinfahrt 2,50 €.“

Nun sind Sitzplatzreservierungen auf den meisten Strecken ja so ziemlich das Nutzloseste was es gibt. Die Strecke Berlin-Hamburg ist zum Beispiel fast nie ausgebucht. Ich habe bisher immer problemlos einen Platz bekommen. Es ist also einigermaßen dreist, dass die Bahn die kostenpflichtige Sitzplatzreservierung einfach automatisch mit dazu bucht.


Der einzige Hinweis auf die (kostenpflichtige) Reservierung auf dem Abschlussbildschirm. Dass 2,50 Euro aufgeschlagen wurden steht hier nirgends.

Und das geschieht noch dazu auf ziemlich intransparente Weise: Während man das Sammeln der Bahn-Bonuspunkte im gleichen Menü bequem mit einem Tastendruck aktivieren oder deaktivieren kann, muss man für das Löschen der Sitzplatzreservierung zunächst auf die dazugehörige Schaltfläche „ändern“ klicken und erhält erst dann in einem weiteren Menü die Option ohne Reservierung zu reisen. Wenn man in Eile ist oder sich mit Automaten nicht gut auskennt, übersieht man die ungewollte Reservierung schnell und zahlt am Ende drauf. Ähnlich geht es vermutlich vielen älteren Menschen, welche den höheren Preis dann vermutlich einfach hinnehmen. Keine schöne Sache.

Nicht einfacher wird die Geschichte allerdings dadurch, dass die Menüs in den DB-Automaten sich offenbar je nach Vorlaufzeit der Buchung und nach Wahl des Zuges anpassen und unterschiedlich aussehen: Mal ist die Reservierungs-Schaltfläche nicht automatisch angewählt, dann wieder erscheint ohne Zutun ein extra Bildschirm, in dem man direkt Abteil oder Großraumwagen, Fenster- oder Gangplatz auswählen kann. Wann welcher Bildschirm erscheint, weiß wohl nur die Bahn.

Wieso gibt es für das Reservieren eines Sitzplatzes im Automaten mindestens drei verschiedene Menüs? Wieso ist die Platzreservierung mal automatisch mit gebucht und mal (fairerweise) optional? Das Wirrwarr der unterschiedlichen Darstellungsformen in den Fahrkartenautomaten erweckt den Eindruck, dass die Bahn vielleicht einfach selbst den Überblick über ihre Reservierungen verloren hat. Der Schaffner würde sagen: „Leider konnten durch einen Systemfehler heute keine Reservierungen übertragen werden. Bitte setzen Sie sich einfach auf einen freien Platz.“

Klapperkonzert auf zwei Reifen

Kaum scheint die Sonne wieder, ist auch dieses Geräusch wieder da: Es klackert, rattert, rasselt, scheppert, rumpelt und kracht, dass es eine wahre Freude ist. Die Fahrradsaison ist eröffnet und das ist in Kreuzberg meist eine lautstarke Angelegenheit. Grund hierfür ist der Pflegezustand vieler Räder, der knapp oberhalb der Kategorie „noch fahrtüchtig“ rangiert. Also klappert das Rückblech, quietschen die Pedale, schleift die Kette bei jeder Fußbewegung.

Wer im bürgerlichen Charlottenburg oder im biederen Zehlendorf aufgewachsen ist, der kennt solcherlei Geräusche ja kaum. Fahrräder sind dort vor allem als rund laufende geräuscharme Fortbewegungsmittel bekannt. Allenfalls das leichte Sirren der Gangschaltung (18 Gänge plus) ist zu hören und vielleicht noch das leise Schnaufen des Radfahrers, wenn er sich die Steigung auf den Teufelsberg hinauf quält. Wo in Wilmersdorf eine jährliche Inspektion auf dem Programm steht, wird in Kreuzberg das Fahrrad genau einmal inspiziert – nämlich beim Kauf. Und so scheinen sich auch die Händler in der Umgebung weniger auf die Reparatur bestehender Bikes als auf den Verkauf von Gebrauchtfahrrädern spezialisiert zu haben.

Nicht nur dort wechseln Räder schnell ihren Besitzer: Wer seinen Drahtesel am Görlitzer Park abstellt, sollte besser nicht nur Rahmen und Vorderrad, sondern alle irgendwie abschraubbaren Teile des Rades mit einem Schloss sichern. Die Galerie an halbzerlegten Rädern vor dem Schwimmbad am Spreewaldplatz spricht hier Bände.


Hier muss die Fahrradmanufaktur wohl noch mal von vorne anfangen: Rad am Spreewaldplatz

Unvergessen auch der Tag, als ich schwerbepackt aus dem Lidl kam. „Hey, möchtest du Fahrrad kaufen?“, fragte mich ein Farbiger und wollte mir ein braunes Herrenrad andrehen. Für 30 oder 40 Euro hätte ich es haben können. Mit Transportkorb, aber ohne Schloss.

Es ist nicht nur die Saison der Fahrradfahrer, sondern auch der Fahrraddiebe. So mancher schützt sein Rad mittlerweile nach der „Kreuzberger Formel“. Das heißt: Preis des Schlosses = Fahrradwert mal zwei. Und jeder kennt irgendjemanden, dem ist trotzdem das Rad abhanden gekommen. Auftauchen tun die Bikes dann im Internet (u.a. Ebay Kleinanzeigen, Zweite Hand) oder auf Flohmärkten wie im Mauerpark. Wer sein geklautes Rad wieder haben möchte, dem wird hier ein guter Preis gemacht.

Und während das Stadtmagazin Zitty in seiner letzten Ausgabe die Vorzüge eines Fahrrades gegenüber einer Seifenkiste anpreist („in ihrer Nutzung weitaus eingeschränkter“), den „Schönheits-Vorsprung eines klapprigen Drahtesels vor einem nagelneuen Porsche 911“ erkannt zu haben glaubt  und auf den folgenden zehn (!) Seiten Fahrradfahrer vorstellt, die tatsächlich zu Uni oder zur Arbeit mit dem Rad fahren (wer hätte das gedacht, liebe Zitty!), gehe ich bisher noch zu Fuß. Mein Baumarktfahrrad mit drei Gängen steht nämlich noch im Keller. Es ist einfach nicht kreuzbergtauglich: Es klappert nämlich nicht. Kein Scheppern und Rasseln, wenn man über den Asphalt brettert. Irgendwie muss ich da noch mal ran; ein paar Schrauben lösen, das Öl von der Kette wischen und die Pedale zum Quietschen bringen. Dann kann der Fahrradsommer kommen.

Taste statt Touch: Update für iPod nano

Vor kurzem hatte ich euch fünf Gründe genannt, die mich am iPod nano 6G stören. Jetzt hat Apple ein Update (Version 1.1) veröffentlicht, das einige Ungereimtheiten ausräumt und die Bedienung entscheidend verbessert.

Das Wichtigste zuerst: Man kann den iPod nano 6G jetzt auch ausschalten. Es erscheint merkwürdig, eine solche Funktion im Jahr 2011 als Besonderheit anzumerken. Aber bis vor kurzem liess sich der iPod tatsächlich nur in eine Art Dämmerzustand versetzen.

Drückt man jetzt die Funktionstaste am Kopf des Gerätes einige Sekunden lang, geht sich der iPod unter Einblendung einer kreisförmigen Animation an bzw. aus. Die Folge: Man vergisst nicht mehr, den iPod nach Benutzung abzuschalten. Auch auf die Akkulaufzeit scheint sich die neue Funktion auszuwirken: Gefühlt hält der Player jetzt länger mit einer Akkuladung durch.

Eine große Schwachstelle in der Bedienung des iPod nano 6G war und ist der Touchscreen: In der Hosentasche lassen sich keine Titel auswählen, das Überspringen eines ungeliebten Songs wird zur Glückssache. Mit Handschuhen lässt sich der kleine Bildschirm gleich gar nicht bedienen.

Mit dem Update auf Version 1.1 sorgt Apple dafür, dass man den Touchscreen seltener braucht: Die Funktionstaste am Kopf des Gerätes bekommt hierzu eine neue Funktion. Drückt man sie nun zweimal in kurzer Folge, springt der Player einen Titel weiter. Im Radiomodus wird zum nächsten Sender gewechselt. Alternativ kann man den Doppelklick auch mit der Pause-Funktion belegen. Klickt man die Funktionstaste dann doppelt, pausiert der iPod die Wiedergabe.

Fazit: Mit dem Update auf Firmware-Version 1.1 wird der iPod nano 6G endlich hosentaschentauglich. Die wichtigsten Funktionen lassen sich jetzt ohne Touchscreen ansteuern. Apple scheint erkannt zu haben, dass der berührungssensitive Bildschirm nicht in jeder Lebenslage und für jede Gerätegröße das beste Bedienkonzept ist. Kurz gesagt: Manchmal reicht ein Knopf zum Glück.

Fünf Gründe gegen den iPod nano 6G


Klein und quadratisch: Das Display des iPod nano ist kaum größer als ein 2-Euro-Stück

Der iPod war einmal der beste MP3-Player der Welt – in Design und Intuitivität kaum zu übertreffen. Das ist vorbei. Vor lauter Style und Minimalismus hat Apple mit dem neuen iPod nano vor allem eines abgeschafft: Die Alltagstauglichkeit.

Fünf Gründe gegen den iPod nano 6G:

1. Der Touchscreen

Der neue iPod nano wird fast ausschließlich per Touchscreen gesteuert. Man tippt und wischt also auf dem 2,8 mal 2,8 cm großen Bildschirm herum, wählt mit spitzen Fingern Musik aus, startet und stoppt die Wiedergabe. Das funktioniert einigermaßen gut, wenn man den iPod in der Hand hält. Hat man ihn dagegen in der Hosen- oder Jackentasche, wird selbst das Pausieren eines Titels zur Herausforderung. Und auch an den Winter haben die Entwickler nicht gedacht: Mit Handschuhen lässt sich der iPod nano 6G nicht bedienen. Es wird zudem nicht wirklich klar, warum ein Player dieser Größe einen Touchscreen benötigt – das Scrollrad der Vorgängermodelle ließ sich jedenfalls viel präziser und intuitiver bedienen. Unnötige Spielerei ist die Dreh-Funktion: Mit zwei Fingern lässt sich das Bildschirmmenü in 90-Grad-Schritten drehen. Doch wer will schon sein MP3-Player-Menü auf den Kopf stellen?

2. Die fehlende An- und Aus-Taste

Auf den ersten Blick hat der iPod nano 6G oben rechts am Gerät eine An- und Ausschalttaste. Dafür scheint eine Tastensperre bzw. Touchscreensperre zu fehlen. Erst bei der Bedienung lüftet sich das Rätsel: Die Taste ist doppelt belegt. Hört man Musik mit dem Nano, dann wird mit dem Knopf die Tastensperre aktiviert und der Bildschirm schaltet sich ab. Ist man im Pause-Modus, dann schaltet sich der gesamte Player ab. Im Alltag vergisst man jedoch leicht mal, den iPod vor dem Abschalten zu pausieren. Er läuft unbemerkt weiter und verbraucht Strom.

3. Die Akkulaufzeit

Ganze 24 Stunden soll das kleine Gerät laufen – verspricht zumindest die Werbung. Die Realität ist davon doch deutlich entfernt. Vor allem der berührungssensitive Bildschirm scheint richtig Strom zu ziehen. Ohne mit der Stoppuhr gemessen zu haben: Gefühlt muss ich den neuen Nano deutlich häufiger laden als meinen alten 3G.

4. Die Uhrzeit

Auf älteren iPods konnte man auch bei abgedunkeltem Bildschirm die Uhrzeit in großen Ziffern auf dem Bildschirm ablesen. Dass die Umschaltung zwischen 12/24-Stunden-Modus bei meinem Nano der dritten Generation nie richtig funktionierte – geschenkt. Beim neuen Nano schaltet die Tastensperre gleich den kompletten Bildschirm ab. Und auch sonst hakt die Uhren-App ziemlich. Ruft man sie auf, sieht man eine schön gestaltete Analoguhr. Aktiviert man dann die Tastensperre – was sehr zu empfehlen ist, weil man sonst versehentlich Eingaben auf dem Touchscreen macht – dann ist beim erneuten Anschalten des Bildschirms auch die Uhr weg. Erst durch rumfummeln am Bildschirm (Winter! Handschuhe!) kommt sie wieder zum Vorschein.

5. Die fehlenden Features

Schaut man auf die Funktionen, dann ist beim neuen iPod nano einiges weggefallen: Er kann keine Videos oder Video-Podcasts mehr abspielen. Es gibt unverständlicherweise kein Coverflow mehr (für alle, die es nicht kennen: Schicke 3D-Darstellung von Albencovern). Die Spiele sind ersatzlos entfallen, ebenso die Suche nach Titeln per Bildschirmtastur. Einige Fachmagazine sehen den Nano 6G deshalb eher in der Tradition des iPod Shuffle, also des kleinen Apple-Players der ganz ohne Display funktioniert.

In der Tat ist es nicht ganz klar, warum Apple ein Gerät auf den Markt bringt, was deutlich weniger kann als die Vorgänger, dabei aber deutlich mehr kostet. Und Besserung ist auch nicht in Sicht: Wurden beim 3G damals schon nach einigen Wochen das erste Firmware-Upgrade nachgeliefert, welches Fehler ausräumte und Funktionen ergänzte – so muss man hierauf als 6G-Besitzer noch warten. Bis heute ist 1.0 die neueste Version der Firmware.

Natürlich bleibt der iPod nano 6G insgesamt ein solider MP3-Player, mit dem man gut unterwegs Musik hören kann. Die kleinere Größe und das minimalistische Design mögen für manchen ein Kaufgrund sein. Alles in allem waren die Vorgänger-iPods aber die überzeugenderen Geräte.

Nachtrag 11. März: Apple hört anscheinend doch noch auf die Nutzer. Soeben ist ein Update für den iPod nano erschienen. Die Version 1.1 verändert unter anderem die Funktion der Standby-Taste. Hält man sie nun für einige Sekunden gedrückt, schaltet sich der Player komplett ab. Klickt man doppelt auf die Taste, wechselt der iPod wahlweise zum nächsten Titel oder pausiert (lässt sich im Menüpunkt Musik einstellen). Ein großer Fortschritt im Vergleich zu vorher, da man die Grundfunktionen jetzt auch ohne Touchscreen bedienen kann.

Bye-bye Kontrolletti

Es ist ein stiller Abschied. „Verdeckte Kontrollen passen nicht zu dem offenen und ehrlichen Umgang mit unseren Kunden“, sagt BVG-Chefin Sigrid Nikutta im Tagesspiegel. Die Berliner Verkehrsbetriebe werden ab sofort nicht mehr auf getarnte Kontrolleure zurückgreifen.

Was wie eine harmlose Randnotiz in der neuen Freundlichkeitsoffensive der BVG wirkt, ist in Wahrheit ein tiefgreifender Wandel in Bus und Bahn. Es ist die Abschaffung des Kontrolletti, jenes letzten Desperado des Nahverkehrs.

„Opa, was ist eigentlich ein Kontrolletti?“, werden uns irgendwann unsere Enkel fragen, die auf ihrem Smartphone mal wieder zu lange in der Wikipedia rumgeblättert haben. Und wir werden sagen: „Also Kinder, das war so…“

Und dann werden wir ihnen von der ausgestorbenen Gattung der Kontrolletti erzählen: Unrasierte, bullige Kerle mit Wampe und verbrauchte Mittvierzigerinnen mit glasigem Blick. Getarnt in Jacken von Aldi und Kik streifen sie durch die U-Bahn-Waggons. Immer auf der Jagd nach abgelaufenen Fahrscheinen und nicht korrekt aufgeklebten Schülermarken. Ein Leben im Untergrund.

Für die Fahrgäste die große Spannung: Verkauft der zerlumpte Kerl da vorne gleich die Motz oder will er doch nur meinen Fahrschein sehen?

Der Umgangston bei der Kontrolle ist ruppig. „Kann ich mal ihr Ticket sehn?“, raunzt der Kontrolletti. Und die Berliner motzen zurück: Über die U-Bahn, die ständig verspätet sei. Über die hohen Fahrpreise. Und über die unfreundlichen Kontrollen. Am Ende zeigen fast alle ihre Monatskarte. Man nickt sich zu, es ist nur ein Spiel.

All das wird es in Zukunft nicht mehr geben. Keine Kopfprämie pro überführtem Schwarzfahrer, stattdessen schicke Uniformen. Die neuen Kontrolleure sagen vermutlich sogar „Bitte“ und „Danke“, wenn sie einen Fahrschein sehen wollen. Es tun sich Abgründe auf.

Doch die Trauer hilft nichts, die Tage des Kontrolletti sind endgültig gezählt. Ich werde sie vermissen. Bye-bye Kontrolletti.