Dänische Delikatesse: Rangleklods

Man bekommt nicht allzu häufig die Gelegenheit, einen frischgebackenen DJ vorzustellen, der in Kürze vermutlich richtig erfolgreich sein wird. Rangleklods kommt aus Dänemark, pendelt zwischen seiner Heimatstadt Århus und Berlin und produziert wirklich eingängige, tanzbare elektronische Musik. Dazu singt er selbst. Das Ganze klingt ein bisschen so wie Royksopp mit hartem Beat.

Noch ist Rangleklods ziemlich unbekannt: Gerade mal 658 Leute haben seine Videos bei YouTube angeschaut, dazu ein paar Tausend abgespielte Songs via MySpace und Soundcloud. Nur einige Blogger gehen schon richtig auf den dänischen DJ ab. Zitat iHeartBerlin.de: „Gerade frisch angekommen auf der Spielwiese Berlin bürstet mich der Junge hier mal glatt vom Bürostuhl runter und bis jetzt hab ich mich auch noch nicht wieder einbekommen.“ Soweit ist es bei mir noch nicht, aber die ersten Songs von Rangleklods sind wirklich sehr gut.  Einen ersten Vorgeschmack gibt es schon jetzt bei Soundcloud. Anspieltipp meinerseits „Young and Dumb“:

Latest tracks by Rangleklods

Wenn Rangleklods gerade nicht pendelt oder in kleinen Berliner Clubs auflegt, dann feilt er übrigens an seinem ersten Album. Vielleicht gibt es das dann ja bald auch legal bei MediaFire zum Download wie seine ersten drei Songs.

Mit Prognosen in der Musikwelt tue ich mich ja meistens etwas schwer, aber ich glaube Rangleklods wird seinen Weg machen. Wir hören uns spätestens in einem Jahr wieder.

Ein klarer Schnitt


Der Chirurgie-Simulator 2011: Nachzeichnen…

Früher war die Welt der PC-Simulationen noch übersichtlich: Es gab Rennspiele, Flugsimulatoren und Städtebauspiele á la Sim City. Betritt man heute die Spieleabteilung eines mittelgroßen Technikmarktes, wird man förmlich mit Titeln aus dem Simulationsbereich erschlagen.

Das Gesundheitswesen ist eine der wenigen Branchen, die vom Simulationswahn bisher verschont geblieben ist. Doch mit der Ruhe in Krankenhaus und Wartezimmer ist es jetzt vorbei: Wer schon immer einmal Arzt sein wollte, der kann sich im Chirurgie-Simulator 2011 an acht verschiedenen Operationen probieren. Heute vielleicht mal einen Blinddarm entfernen, anschließend einen Leistenbruch behandeln und zum Abschluss noch mal so eine richtig schöne Unterschenkelfraktur? Der Chirurgie-Simulator verspricht „realistische OP-Bedingungen“ und „viele verschiedene Werkzeuge wie Appendixquetsche, Skalpell, Kompresse“. Die „spannenden Missionen“ des Spiels seien nur „mit kühlem Kopf und ruhiger Hand“ zu meistern.


…und ausmalen sind die Hauptaufgaben des Spiels.

In der Praxis gestaltet sich das allerdings eher dröge: So zeichnet man mit dem virtuellen Skalpell Linien nach oder sprüht mit der Desinfizierdose große Flächen rund um den Bauchnabel eines Patienten an. Das Ganze erinnert irgendwie an das Malprogramm Paint.

Dieses OP-Video auf YouTube zeigt in Echtzeit, wie im Spiel ein Blinddarm operiert wird. Rasieren, Desinfizieren, Aufschneiden. Linien nachzeichnen und Flächen ausmalen. Zwischendurch wirds auch mal gepflegt eklig. Dazu läuft, wie in jedem guten echten Operationssaal auch, die ganze Zeit klimpernde Fahrstuhlmusik.

Um es kurz zu machen, der Chirurgie-Simulator ist genauso unrealistisch, langweilig und lieblos gestaltet wie seine Kollegen im Technikmarkt. Was haben wir dort nicht schon alles gesehen: Da hätten wir Bus-Simulator, Kran-Simulator, Gabelstaplersimulator, Landwirtschafts-Simulator, Feuerwehr-Simulator, Notarzt-Simulator, Müllabfuhr-Simulator, Lieferwagen-Simulator, Abschleppwagen-Simulator, Tankwagen-Simulator, Holzfäller-Simulator oder Pistenraupen-Simulator. Und das ist nur eine Auswahl.


Schöne bunte Arbeitswelt: In den Spielen dominiert allerdings meist eher Steinzeit-Grafik.

Simuliert wird, was sich verkauft. Und die Spiele laufen anscheinend richtig gut. So sind die Online-Foren, etwa des Landwirtschafts-Simulators, rege besucht. Auf der Facebook-Fanseite wird demnächst der 22.000ste Fan begrüßt. Da stört es kaum, dass die Bewertungen in PC-Zeitschriften und auf Amazon regelmäßig unterirdisch sind und jedes Gameplay-Video auf YouTube eigentlich eine Warnung ist: Diese Spiele bitte nicht kaufen!

Warum also wollen Menschen in ihrem Feierabend mit dem Müllauto durch Polygon-Städte gondeln und dutzende Abfalltonnen einsammeln? Wo liegt der Reiz, mit einem Mähdrescher übers Feld zu fahren und Weizen zu ernten?

Vielleicht ist es das Bedürfnis nach Entspannung. Wo in Ego-Shootern scharf geschossen wird und im Echtzeitstrategie-Spiel die Panzer rollen, umgibt die Spielwelt der Simulationen eine unaufgeregte Ruhe. Die gezeigte Welt ist gewaltfrei und – sieht man von ein paar nicht abgeholten Mülltonnen und ein paar ungemähten Feldern einmal ab – praktisch ereignislos.

„Spiel ist etwas Heiteres. Es soll Freude machen!“, heißt es schon in Loriots berühmtem Skat-Sketch. Wo aber nichts passiert und dieses Nichts auch noch so unschön aussieht, da ist der Reiz des Spielens dahin. Dann lieber noch eine Runde Sim City.

Schneeball im M29

45 Haltestellen, 65 Minuten Fahrtzeit und ein breites Kaleidoskop des öffentlichen Lebens – das sind die Eckdaten einer Tour mit dem M29. Die Linie durchquert die Hauptstadt von West nach Ost – vom Rande des Grunewalds geht es über den Ku’damm, vorbei am Potsdamer Platz nach Kreuzberg und schließlich zum Neuköllner Hermannplatz (siehe Linienplan). Will man etwas über Migranten und ihre Probleme in Berlin erfahren, dann sollte man unbedingt mit dem Bus M29 fahren. Ein Vorteil von Bussen gegenüber U-Bahnen ist ja, dass man jedes Telefonat unweigerlich komplett mithören kann. So wie das Folgende.

Kurz vor dem Lehrter Bahnhof. Ein junge Frau telefoniert mit einer Freundin: „Ey hast du schon deine Kontakte? Man, das ist total wichtig, dass du die Kontakte hast.“ Nun ist es ja in Zeiten von Facebook vielen Leuten richtig wichtig, optimal mit ihrer Umwelt vernetzt zu sein. Doch hier ging es ganz offenbar um etwas anderes. So wollte die Anruferin ihre Freundin am anderen Ende der Leitung davon überzeugen, bei einem todsicheren Deal mitzumachen: „Du zahlst 100 Euro ein und in neun Tagen kriegst du 700 Euro zurück. Du musst dich nur neun Tage um die Sache kümmern.“, erklärte sie. In den Kreis dürften aber nur „110-prozentig vertrauensvolle Leute aufgenommen werden“. Wir schauten uns bestätigend an.

Nur einen Haken gebe es: „Du musst zwei Kontakte haben, die auch 100 Euro einzahlen.“ Sonst kriege man weniger Geld und es dauere auch länger. Immerhin schien der Erfolg der Sache Recht zu geben: „Guck mal! Mahmoud hat Sana und Yasar reingebracht. Yasar hat Hasan und Gülcan…“ Es folgte eine längere Aufzählung von Namen, familiären Zugehörigkeiten und genauer Angabe, wer wann wen „reingebracht“, also in den Kreis aufgenommen hatte. Als die Freundin trotz des anhaltenden Redeschwalls offenkundig nicht so recht überzeugt schien, steigerte sich die Anruferin: „Ich hab so ein, zwei, drei Leute, aber die haben halt alle nur so 60 Euro und so. Ich denk gar nicht dran denen jetzt Geld zu geben! Meine Mutter will auch rein, aber sie weiß halt noch nicht, wer ihr zweiter Kontakt ist. Verstehst du, ich suche erst mal nur Leute, die auch zwei Kontakte haben.“

Der M29 biegt in die Oranienstraße ein und noch immer scheint an der Telefonfront kein Durchbruch in Sicht. „Das ist ein Schneeball-System, das klappt 200-prozentig! Ey, wenn es nicht läuft, zur Not haben wir noch Hamoudi. Der kann nicht abhauen mit der Kohle. Krass, das Mindeste ist doch, dass Hamoudi dir dann die 100 Euro zurückgibt.“ Kurze Pause. „Guck mal! Als ich letztens da war, hat wieder ein Mädchen vor meinen Augen 700 Euro bekommen. Bar auf die Hand!“ Die Stimme der Anruferin hatte sich ins Schrille gesteigert. „Richtig viele Leute sind da schon dabei. Shit man, halb Kreuzberg ist da drin!“

Der M29 erreichte den Görlitzer Bahnhof. Den Hörer immer noch ans Ohr gepresst, stieg die junge, bald schon um 600 Euro reichere Frau aus und verschwand in die Nacht. Schade, denn gerade waren wir bereit gewesen, selbst einzusteigen. Wir hätten 100 Euro gegen 700 Euro getauscht und uns einen Ast gefreut. Nur eine Frage hätten wir vorher noch gehabt: Warum macht der geheime Zirkel eigentlich so ein Verlustgeschäft? 100 Euro einnehmen und dafür 700 Euro verschenken, so schnell haben nicht mal die Lehman Brothers ihr Geld verbrannt! Vielleicht treffen wir das Mädchen bei der nächsten Fahrt mit dem M29er wieder. Dann fragen wir nach, versprochen.

Mein erstes Mal… Blogslam

Jeder Mensch hat vermutlich Dinge, die er schon immer einmal tun wollte. Der Eine träumt von einer Weltreise, der Nächste will ein Haus bauen und der Dritte ganz einfach der hübschen Blondine von gegenüber seine Briefmarkensammlung zeigen. Manche tragen diese Dinge in einer fein säuberlich geführten Liste im Notizbuch spazieren, andere bewahren sie von fremden Einblicken gänzlich abgeschirmt in ihrem Kopf auf. Ich selbst habe keine solche Liste. Und doch ist gestern etwas in Erfüllung gegangen, was ich mir schon seit längerem vorgenommen hatte: Ich habe an einem Blogslam teilgenommen und einen Text von mir vorgelesen.

Und das kam so (ich nenne nur die wichtigsten Stationen): Einladungs-E-Mail bekommen. Gelesen. Wohlwollend. Trotzdem nicht reagiert. Zweite E-Mail bekommen. Muss doch was tun. Überlegen. Mail beantwortet. Jetzt hänge ich drin. Überlegen welcher Text vorlesetauglich ist. Festgestellt, dass Texte aus dem Bereich „Haushalt“ klanglich suboptimal sind. Erinnerungsmail bekommen. Es wird ernst. Früher Feierabend. Drei Texte ausdrucken. Nur gelbes Papier im Drucker. U8 zum Alexanderplatz. Letzte Zweifel beiseite gewischt. M2 zur Knaackstraße. Textfrage offen. Begrüßung. Charmant. Darmstädter Bier in Hand. Bin jetzt sicher. TKKG-Text wirds. Los gehts.

Wie man sieht hängt die Teilnahme an einem waschechten Blogslam an so vielen Faktoren und Unwägbarkeiten, dass es praktisch an ein Wunder grenzt, dass ich gestern im Berliner  Kunstbuchladen Vice Versa noch zum Vorlesen meines Blogartikels über die 10 dämlichsten Verbrechen bei TKKG gekommen bin. Mit mir trauten sich fünf weitere tapfere Blogger mit ihren Texten nach vorne, die meisten davon aus dem Bereich Fashion. Eine knallharte Jury aus dem Bereich Fashion bewertete die Beiträge und vergab Punkte in den Bereichen Inhalt, Struktur, Vortragsweise und „Blogability“. Was soll ich sagen: Mein Text kam überraschenderweise sehr gut an, es wurde wirklich viel gelacht. Umso spannender das Warten auf die Entscheidung: Wer macht das Rennen und gewinnt einen stylischen iPod nano?

Dann die Preisvergabe: Mit zitternden Fingern stand ich hinter der Menschentraube als die Plätze zwei und drei vergeben wurden. Ich habe in diesem Moment nicht daran geglaubt, dass ich den Blogslam gewinnen würde. Mein Artikel drehte sich höchstens ganz am Rande um Fashion und obwohl der Text beim Publikum gut angekommen war, lag die Entscheidung am Ende doch bei der Jury. Dass ich den Blogslam gewonnen habe, liegt sicher nicht zuletzt auch an den dämlichen Verbrechen bei TKKG. In diesem Sinne gebührt Dank nicht nur den Veranstaltern des Blogslams, sondern auch Wolf Schneider aka Rolf Kalmuczak, dem Erfinder der Serie.

Veranstaltet wurde der Wettbewerb übrigens von CIRCUS, einem von Darmstädter Studenten frisch gegründeten, monothematischen, gedruckten (!) Blog-Magazin. Wobei Magazin schon fast eine Untertreibung ist, hat die Erstlingsausgabe doch nicht weniger als 354 Seiten. Im Inneren verbirgt sich ein ganzes Kaleidoskop an Artikeln, Ansichten, Fotostrecken, Illustrationen, Collagen und Listen. Alles zum Titelthema: Fashion. Zum Glück sieht CIRCUS nicht nur auf modernen Möbelstücken aller Art sehr gut aus, sondern geht auch inhaltlich in die Tiefe. So handelt der Artikel „Wolllust“ zum Beispiel von einem Woll-Fetischisten, der ganz offen von seiner Neigung erzählt. Für einen anderen Beitrag ist die Redaktion auf die einsame Insel Kihnu in Estland gereist, um eine der letzten traditionellen Weberinnen zu portraitieren. Ein aussichtsreiches Projekt also, welches darüber hinaus von einer sehr sympathischen Crew geleitet wird. Mein erstes Mal Blogslam hat richtig Spaß gemacht – ich werde es auf jeden Fall wieder tun…

Am Himmel nichts Neues

Ob auf dem Fahrrad, entspannt im Campingstuhl oder stehend: Gespanntes Warten auf das Feuerwerk am Olympiastadion.

Ein jährlich wiederkehrendes Event in Berlin ist die Pyronale. Die Pyronale ist eine Feuerwerksshow, für die man eigentlich Eintritt bezahlt und sich dafür auf eine Tribüne setzen darf. Aber das Praktische an einem Feuerwerk ist ja, dass man es von fast überall gut sehen kann. Der Blick in den Himmel lässt sich schließlich schlecht absperren. Außerhalb des Zauns sieht man die Effekte fast genauso gut wie innerhalb.

Gestern war es mal wieder soweit: Hunderte Berliner drängen sich dann auf dem Vorplatz des Südtors vom Olympiastadion. Weinflaschen kreisen. Es werden schlechte Witze gerissen („Macht mal die Musik lauter, ich hör nichts“, „Ich glaube, die brennen dieses Jahr nur bengalische Hölzer ab“). Kinder sitzen in Decken eingewickelt auf Campingstühlen, bierbäuchige Väter stehen mit Flasche in der Hand daneben.

Dann fängt das Feuerwerk an. Raketen klettern in den Himmel und zerplatzen in faserige Leuchtstrahlen. Rot, grün, blau, weiß. Die Menge tobt. Überall „ahh“ und „ohh“ und „ach wie toll“.

Das Problem dabei: Es sind jedes Jahr die gleichen ahhs und ohhs, die gleichen schlechten Witze  und mehr oder weniger die gleichen Feuerwerkseffekte. Begleitet wie jedes Jahr von der gleichen Musiksoße aus schlecht eingespielter Klassik vom Band. Ich könnte jetzt schreiben, dass mir und anderen das Feuerwerk gestern kleiner vorkam als früher. Weniger himmelfüllende Effekte, dafür mehr Bodenfeuerwerk. Die Pyronale nach der weltweiten Krise. Doch das würde den Kern nicht treffen: Die Pyronale hat sich als Veranstaltung an sich abgenutzt.

Man kann das Ritual auf dem Vorplatz mit den Campingstühlen, den schlechten Witzen und der dick aufgetragenen Begeisterung sicher toll und ganz traditionell finden. Oder es langweilt einen. Seit 2006 hat sich die Pyronale nicht weiterentwickelt. Weder ist die Qualität der Präsentation besser geworden (etwa durch Live-Musik), noch wird heute besser geböllert als vor vier Jahren. Die Pyronale ist festgefahren: Sogar das Veranstaltungsplakat mit dem pixeligen Symbolfoto eines Feuerwerks wird jedes Jahr aufs Neue verwendet.

Mit der Pyronale ist das ein bisschen wie mit den Strandbars, die plötzlich auf jeder innerstädtischen Industriebrache in Spreenähe aus dem Boden schossen. Im ersten Jahr innovativ und spannend, haben sie sich inzwischen ziemlich abgenutzt. Es gibt sie halt. Mit etwas mehr Einsatz könnte man aus dem Event „Feuerwerksshow“ sicher viel mehr herausholen. So bleibt nur das Warten auf Silvester.

Ausgeböllert: Die besten Jahre der Pyronale sind vorbei

Minigolfen mit Ruinen


Verkehrsgünstig gelegen: Die Bushaltestelle vorm Haus am Waldsee ist auch ein Kunstobjekt.

Eigentlich wollte ich ja keine Endhaltestelle doppelt anfahren, aber diesmal musste ich einfach: Das Haus am Waldsee, eine Museumsvilla im schönen Berlin-Zehlendorf, lockte unweit des U-Bahnhofs Krumme Lanke mit seinem Skulpturengarten. Ich könnte jetzt erzählen, dass ich nur wegen der Bushaltestellen-Installation von Michael Sailstorfer hier war. In dem kleinen Holzhaus verbirgt sich eine komplett eingerichtete Miniwohnung mit Bett, Tisch und Kochnische. Praktisch: Wenn man in einer Haltestelle wohnt, verpasst man morgens nie mehr den Bus! Oder ich könnte über den Bauwagen des Niederländers William Engelen philosophieren, der aktuelle Wetterdaten von einem Klangcomputer in Töne und Geräusche umrechnen lässt. Das klang am Tag meines Besuchs wie eine Mischung aus Minimal-Techno und Krach. Aber eigentlich war ich wegen etwas ganz anderem hergekommen: Im Garten der Villa gibt es eine künstlerisch-gestaltete Minigolfanlage.


Stilecht mit roten Minigolf-Gartenlampen: Der Ruinenparcours im Skulpturenpark.

Kunst und Minigolf – wie geht das zusammen? Minigolf ist ja von wenigen Ausnahmen abgesehen eine eher spießige Angelegenheit. Das hat die Künstlerin Ina Weber nicht davon abgehalten, einen Parcours zu konstruieren, der aus verfallenen Bauwerken besteht. Sie hat Plattenbauten in Beton gegossen, Kirchenruinen modelliert, ein geschlossenens Kino und eine Tankstelle dekoriert. Auf jeder der zwölf Bahnen steht ein anderes Kunstwerk. „Trümmerbahnen-Minigolf“ heißt das Werk und für fünf Euro pro Person kann man es unbegrenzt bespielen. Schläger und Bälle bekommt man direkt am Eingang, ein weiterer Eintritt wird nicht fällig.


Erst links an die Bande und dann rechts rüber – obwohl das Hindernis außerhalb der Bahn steht, habe ich ewig gebraucht.

Was kann man sagen: Berlins erstes Kunst-Minigolf macht richtig Spaß. Dazu trägt neben den originell-gestalteten Hindernissen auch die schöne Lage direkt am Waldsee bei (auf der anderen Seite stehen einige der nobelsten Villen Zehlendorfs mit privatem Bootssteg). Die meisten Bahnen sind relativ leicht und auch für Einsteiger bequem unter sieben Schlägen zu meistern. Nur Bahn acht, ein graues Hochhaus mit eingebauter Rampe zum durchschießen, hatte es in sich. Allerdings hat Ina Weber vor allem die Gestaltung der Hindernisse verändert, nicht ihre Form. Viele Bahnen kommen einem von anderen Plätzen bekannt vor. Da gibt es den Drei-Röhren-Tunnel, den Zick-Zack-Kurs und das Loch, was auf einer kleinen Anhöhe in der Mitte der Bahn liegt und deshalb schwer zu treffen ist. Das schmälert den Spielspaß aber nur geringfügig.

Ich habe die Wartezeit zwischen den Schlägen genutzt und einige Fotos von den Bahnen und meiner lieben Mitspielerin geschossen:


Actionreich: Die Bahn mit der zerstörten Brücke lädt zum schnellen Spiel ein.


Herausfordernd: Beim Hochhaus geht es auf der einen Seite rein und auf der anderen wieder heraus – wenn man trifft.


Abwechslungsreich: Ab durch die Mitte oder geschickt über die Seiten spielen?


Stimmungsvoll: Die Lido-Bahn hat mir besonders gut gefallen – auch wenn der Schwierigkeitsgrad eher leicht ist.