Im Schwimmbad auf der Überholspur

Jedes Mal, wenn ich ins Schwimmbad gehe, ärgere ich mich über die rücksichtslosen Krauler. Ohne sich auch nur einmal umzusehen, durchpflügen sie das Becken und lassen die Wellen hochschlagen. Rüde rempeln sie andere Badegäste beiseite, wechseln wild zwischen den Bahnen hin und her und tun so als wenn das Becken ihnen ganz alleine gehört. Egal ob man ins Freibad geht oder in die Schwimmhalle – die Wildkrauler sind schon da.

Grob gesagt lassen sich Schwimmer ja in zwei Gruppen einteilen: Die einen sehen das Schwimmen als Sport. Sie zählen die Bahnen oder die Zeit, versuchen so schnell wie möglich, die 25 oder 50 Meter lange Bahn zurückzulegen. Zu ihnen zählen auch die Krauler, welche ihren ausladenden Schwimmstil zur besonders schnellen Bewältigung der Strecke einsetzen. Die anderen Schwimmer, zu denen auch ich zähle, schwimmen dagegen als Freizeitvergnügen und zur Entspannung. Nach einem langen Arbeitstag ist es mir egal, ob ich fünf Sekunden länger brauche und wie oft ich den Rand am Ende des Beckens berühre. Auch mein Schwimmstil, so ich einen habe, ist wohl eher das klassische Brustschwimmen. Gelegentlich schwimme ich auch auf dem Rücken, aber dann muss das Becken schon sehr leer sein.

Kein Wunder aber, dass sich zwei so unterschiedliche Schwimmergruppen schnell ins Gehege kommen. Die Wellness-Schwimmer stehen den Sportkraulern diametral gegenüber. Doch das müsste nicht sein, wenn es im Schwimmbad ein Zwei-Bahnen-System gäbe.

Und das geht so: Während die langsameren Wellness-Schwimmer sich konsequent rechts halten, stehen den Sportschwimmern die linken Bahnen als eine Art Überholspur zur Verfügung. Das Prinzip kennen wir als „Rechtsfahrgebot“ vom Straßenverkehr. Langsame PKW und LKW ordnen sich rechts ein, lassen den schnelleren Fahrern die linken Spuren zur Beschleunigung. Bis auf wenige Ausnahmen funktioniert dieses System insgesamt ganz gut. Ich finde, wir brauchen ein „Rechtsschwimmgebot“ in den Hallen- und Freibädern. Was meint ihr?

Regen-Rabatt für Wasserratten

Seit kurzem sind wieder einige Freibäder in Berlin geöffnet und man muss kein Hellseher sein, um zu prophezeien, dass es ein eher mauer Start in die Saison sein wird. Wer bezahlt schon vier Euro Eintritt, um durch kalten Nieselregen hindurch ins Becken zu flüchten und hinterher auf der Liegewiese eine Schlammparty zu veranstalten?

Sicher gibt es einige Unverbesserliche, die allen Naturgewalten trotzend, weiter ihre Bahnen schwimmen. Vor allem Rentner sind bekanntlich ja mit allen Wassern gewaschen. Aber auch Sportschwimmer können als hartgesotten gelten. Alle anderen bleiben aber zuhause. Und so gilt die Faustregel: Wenn es draußen regnet, bleiben die Freibäder leer.

Die Statistik spricht ja per se schon gegen den Betrieb eines Freibades in Berlin: So hat ein durchschnittlicher Mai in der Hauptstadt exakt 13,9 Regentage. Das heißt, an fast der Hälfte der Tage regnet es. Auch im Juni wird es mit 14,3 Regentagen nicht besser. Erst im Juli regnet es seltener.

Die Berliner Bäderbetriebe stehen dem Phänomen der Regentage weitgehend hilflos gegenüber: Zwar gibt es dieses Jahr ein „flexibles Öffnungszeitenmodell“, aber das bedeutet lediglich, dass die Freibäder versetzt geöffnet werden. Ist ein Freibad einmal offen, bleibt es auch dabei. Und wenn es regnet, dann kommt halt niemand. Die Bademeister sitzen gelangweilt am Beckenrand und falten kleine Schiffchen aus den Zipfeln ihrer BZ, die im Regen doch gleich wieder zu Papiermatsch zerfallen.

Dabei wäre die Lösung doch ganz einfach: Regentickets! An Tagen an denen es regnet, sollte der Eintritt ins Freibad nur die Hälfte kosten. Meinetwegen auch nur dann, wenn eine bestimmte Menge an Regen fällt. Gerade unentschlossene Schwimmer und Sparfüchse könnte ein Regen-Rabatt wieder in die Freibäder locken. Wem ein paar Tropfen von oben nichts aus machen, kann schwimmen und dabei auch noch Geld sparen. Auf der Webseite des Schwimmbades müsste natürlich vorher schon stehen, ob es sich um einen Regentag handelt oder nicht.

Ökonomisch ließe sich natürlich argumentieren, dass die Kosten für den Betrieb eines Schwimmbades immer ungefähr gleich bleiben, egal ob es regnet oder nicht. Bei reduzierten Preisen müsste das Bad sogar mehr Gäste anziehen, um seine Kosten zu decken. Ich denke dennoch, dass die Vorzüge der Regentickets überwiegen: Stellt euch mal vor, ihr seid Schlittenhändler und wollt im prächtigsten Hochsommer einen Schlitten verkaufen. Ohne starken Rabatt werdet ihr sehr lange suchen müssen, um einen Abnehmer für euren Ladenhüter zu finden. Ähnlich ist es auch bei den Freibädern. Nur mit Regentickets bekommt man die Berliner Freibäder auch bei schlechtem Wetter voll.