Kunst aus dem Automaten

An diesem knallbunten Automaten an der Ecke Fuldastraße/Weserstraße in Neukölln gibt es keine Zigaretten, Kaugummis oder Kondome. Stattdessen kann man sich für zwei Euro Kunst von „regionalen, nationalen und internationalen Künstlern“ herauslassen.

Ich war vor Ort und habe den Kunstautomaten ausprobiert. Dass sich keine Skulpturen oder großformatige Gemälde in dem bunten Apparat verbergen, war natürlich klar. Aber wieviel Kunst gibt es tatsächlich für zwei Euro? Ihr erfahrt es im Videobericht:

Hier das Pinguin-Bild von Evelyn Surek noch einmal in groß:

Der dazugehörige Beipackzettel enthält eine Biografie der 1968 in Göttingen geborenen Künstlerin sowie eine Beschreibung ihrer Werke. Demnach habe sie bei ihren Reisen festgestellt, dass sie von Naturdenkmälern wie Stonehenge und Ayers Rock besonders angezogen wurde. Im O-Ton: „Die Geomanten, die die Zusammenhänge von Erdenergien, Erdmagnetismus, Kreuzenden Wasseradern und solchen Plätzen beschrieben, bezeichnen diese Plätze mitunter als Erdkraftorte.“

Ah ja, genau…Was der Pinguin aus dem Automaten mit den Kraftfeldern zu tun hat, ist mir zwar nicht ganz klar, aber originell und hübsch ist er auf alle Fälle. Jetzt muss ich nur noch einen Rahmen für den 7,3 x 5,5 cm großen Druck finden…

Mehr Infos zu den Kunstautomaten (aber leider keine Übersicht mit Standorten) gibt es hier.

Die Wahrheit über Berlin

Wer immer noch denkt, dass Berlin „schön“, „sexy“ und „in“ ist, der erfährt hier endlich die Wahrheit. Und wer schon herausgefunden hat, dass keines dieser Attribute auf die Hauptstadt zutrifft, der kann sich immer noch am melancholischen Klang von Wladmirs Keyboardspiel erfreuen. Wenn sich die drei Musiker von Incredible Herrengedeck mit ihren Instrumenten im eisigen Wind wiegen und dazu mit rauen Stimmen den Refrain von „Berlin stinkt, Berlin ist dreckig…“ anstimmen, dann geht einem doch immer wieder das Herz auf. Aber seht selbst!

Der Eissauger von Ludwigsfelde

Die Eistruhe öffnet sich wie der kalte Sarg von Graf Dracula. Dann schwebt der Rüssel heran, senkt sich hinunter, saugt ein Eis an und zieht es auf fast magische Weise hoch. Jetzt hängt es am seidenen Faden…äh…am seidenen Rüssel. Schafft der es, das Eis zum Ausgabeschacht zu befördern ohne dass es herunterfällt? Ja, er schafft es. Wenige Sekunden später hält man tatsächlich das gewünschte Stieleis in der Hand. Ich bin immer noch ganz begeistert von der Technik dieses Saugrüssel-Automaten, den ich in der Kristalltherme in Ludwigsfelde entdeckt habe.

Vielleicht liegt es an meinen bisherigen Erfahrungen mit diesen Geräten: Schon seit meiner Kindheit üben Automaten einen ganz besonderen Reiz auf mich aus. Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Besuche beim Kaugummi-Automaten im Westend, den ich mit meinem kostbar gesparten Taschengeld fütterte. Immer in der Hoffnung, dass nicht einer der knallbunten Kaugummis, sondern endlich das heißersehnte Glibber-Skelett herauskommen möge. Auch bei Ausflügen mit der S-Bahn gingen mein Vater und ich oft vorher zum Süßigkeiten-Automaten, um noch einen Schokoriegel für die Fahrt herauszulassen oder eine kleine Tüte mit M&M´s.

Kurze Zeit später wollte ich dann sogar selbst Automaten-Aufsteller werden (und zwar am liebsten für Kaugummi- und Süßigkeiten-Automaten). Ich stellte mir das wunderbar vor, schließlich waren die Automaten immer mit den leckersten Sachen gefüllt. Und außerdem wusste ich ja, wie viel Geld man als Kind da so reinsteckt. Es schien nach meinem Dafürhalten als Fünfjähriger eine unerhört lukrative Branche zu sein. Und ich mittendrin!

Ich bin dann doch kein Automaten-Aufsteller geworden. Eigentlich schade, denn sonst hätte ich mir sicher auch so einen Saugrüssel-Automaten zugelegt und natürlich im Vorraum eines Schwimmbades platziert. Ich denke einen besseren Platz gibt es gar nicht für so ein wunderbares Gerät. Viele Leute werfen bestimmt auch nur Geld ein, um mal zu sehen, ob der merkwürdig aussehende Saugrüssel es tatsächlich schafft, ein Eis ans Tageslicht zu befördern.

Auch im Internet scheint die Fangemeinde dieses Automaten-Typs groß zu sein: Es gibt jedenfalls eine ganze Menge Videos bei YouTube, die den Eissauger in Aktion zeigen. Vermutlich ist er damit sogar der meistgefilmte Eisautomat weltweit. Na das ist doch mal was!

Spontane Party auf dem Eis

Ein Transporter von Robben & Wientjes, ein Kessel mit Glühwein und ein DJ – mehr braucht man nicht, um in Berlin ganz spontan eine Party auf dem Eis zu feiern. So gesehen gestern Nachmittag im Park gegenüber der Lohmühlenbrücke in Kreuzberg.

Auch sonst war auf dem gefrorenen Landwehrkanal viel los: Jede Menge Spaziergänger, Eltern mit Kinderwagen und natürlich mein Bruder und ich. Wir nutzten dann auch gleich die Abkürzung übers Eis, um schneller zum Supermarkt zu kommen. Auf dem Rückweg gab es dann unerwartete Probleme: Wir hatten unseren Einkaufswagen wohl zu schwer beladen und die Eisdecke war wohl doch noch nicht dick genug. Jedenfalls knackte es plötzlich und schon brach unser Wagen ein. Schöne Bescherung! Ich konnte gerade noch nach einer Cola-Flasche greifen, ehe alles versank.

Leider habe ich von diesem einmaligen Moment kein Beweisfoto schießen können, aber wenn ihr im nächsten Frühjahr am Kanal eine Packung Erbsengemüse oder ein paar Fischstäbchen vorbeischwimmen seht, dann denkt an diese wahre Begebenheit. In diesem Sinne: Frohen Winter!

Einmal Budweis und zurück

Budweis, früher Nachmittag: Eine österreichische Reisegruppe hat die Führung durch die Budweiser-Brauerei gebucht. Die ersten Biere des Tages haben sie ganz offensichtlich bereits während des vorangegangenen Mittagessens verkostet – nun stehen die Österreicher aufgeregt schnatternd im sterilen Vorraum des Besucherzentrums. In einer langen Vitrine werden überteuerte Biergläser und Humpen mit Brauereilogo zum Kauf angeboten. Eine Weltuhr zeigt die Zeit in Budvar, Moskau, Tokyo und New York an. Jedenfalls theoretisch, denn die Zeiger stehen eingefroren auf 12 Uhr. Die Österreicher stört das nicht, sie sind wegen dem Bier hier.

Der Führer, ein rundlicher Tscheche im mittleren Alter, erklärt die verschiedenen Sorten. Er rattert Lagerzeiten und Alkoholgehalte herunter und empfiehlt besonders das Starkbier („Danach schlafen Sie wie ein Baby“). Dann geht es auf das Betriebsgelände: An großen Lagertanks vorbei marschiert die Gruppe ins Sudhaus. In kupfern glänzenden Kesseln wird aus Malz und Wasser die Maische gekocht und so der Sud für das Bier hergestellt. „Puuh, ist das warm hier“, stöhnen die Österreicher. Einige Frauen halten sich angewidert Tücher vor die Nase, äußern ihren Unmut über den gärigen Biergeruch. Der Führer erläutert unbeirrt den Brauprozess, kämpft um die Aufmerksamkeit der Gruppe. Aus seiner Sicht ist Hopfen und Malz noch nicht verloren.


1,3 Millionen Hektoliter Bier werden hier jedes Jahr hergestellt – etwa die Hälfte davon trinken die Tschechen selber, der Rest wird in alle Welt exportiert. Unter dem schönen Kupfer verbirgt sich ein Edelstahlkessel.

Vom warmen Sudhaus geht es in den Lagerkeller. Kalt ist es hier, die Temperaturen liegen kaum über dem Gefrierpunkt. Die Österreicher bibbern. Freudig zapft ein Kollege des Führers ein Bierfass an, lässt das junge Gebräu in Plastikbecher laufen. Zähneklappernd nehmen die Österreicher die Becher in Empfang. Der Bierdurst hält sich in Grenzen. „Es soll nichts übrig bleiben“, ruft der Führer und nimmt sich selbst noch einen Becher.

So viel Bier, so wenig Mitarbeiter: Das Flaschenkarussel im Video

Die Flaschenabfüllanlage ist sicherlich der faszinierendste Teil der Führung: In wahnsinniger Geschwindigkeit werden hier bis zu 40.000 Flaschen pro Stunde gewaschen, befüllt und mit Etiketten beklebt. Sogar eine Maschine für die automatische Verpackung in Sixpacks gibt es. Klimpernd werden die Flaschen auf dem Laufband in Position geschoben, die vorgestanzte Pappe gleitet von oben heran, wird gefaltet und verklebt. Jeweils vier Sixpacks passen in eine Kiste, auch das läuft vollautomatisch. Laut ist es hier, aber das hört kaum jemand: Die wenigen Mitarbeiter müssen nur eingreifen, wenn es nicht rund läuft und sich etwa Flaschen auf den Laufbändern verhaken. Fasziniert knipsen die Österreicher Fotos, posieren vor dem Maschinenpark. Doch der Führer drängt zur Eile, eine Stunde ist schließlich fast rum. Draußen im Besucherzentrum wartet schon die nächste Gruppe auf ihren Ausflug in das Land des Bieres.

Noch ein Video: Trotz der vielen Flaschen entsteht kein Stau

Mehr Bier? Auf der Budvar-Webseite gibt es eine virtuelle Tour durch die Brauerei mit 360°-Ansichten und deutschen Texten.