Zu jedem halbwegs gut ausgestatteten Haushalt gehören auch Gefrierdosen. So wollte ich letztens eine Möhren-Kartoffelsuppe vom Vortag mit auf Arbeit nehmen, um sie dort aufzuwärmen und so dem eintönigen Kantinenessen zu entgehen. Das ging nicht, weil ich kein Behältnis für den Transport hatte. So blieb die Suppe in dem mit Folie abgedeckten Porzellan-Schälchen im untersten Fach meines Kühlschranks. Und ich ging mal wieder in die Kantine. Gleiches mit dem Kartoffelsalat, den Bolognese-Nudeln und dem Griesbrei. Ohne Gefrierdosen ist man echt aufgeschmissen, wenn es um den Transport von Lebensmitteln geht. Was haben die Leute bloß früher gemacht, als es noch keine Gefrierer und folglich auch keine Gefrierdosen gab? Suppentopf unter den Arm klemmen und dann los?
Angeblich wurde die Frischhaltedose von Earl Silas Tupper erfunden, nach dessen Namen sie Tupperdose heißt. Vielleicht ist das aber auch nur eine geschickt eingeführte Markenlegende – man weiß es nicht. Jedenfalls gibt es Gefrierdosen heute an jeder Ecke, also auch bei Karstadt am Hermannplatz in der Haushaltswarenabteilung.
Die Gefrierdosenhersteller hatten ganze Arbeit geleistet: Es gab runde und eckige Dosen. Längliche und hohe. Kleine, in die gerade mal zwei Apfelstücke passen und solche, in denen sich eine Wochenration Suppe lagern lässt. Solche mit herkömmlichem Deckel, der sich mit leichtem Druck auf dem Unterteil fixieren lässt und aufwendigere mit Klappverschluss, dessen Zargen unter einen Wulst greifen und die deshalb die Dose noch fester verschließen. Ich nahm verschiedene Dosen in die Hand, probierte die Verschlüsse und versuchte mir vorzustellen, wie viel Möhren-Kartoffelsuppe wohl in sie hineinpassen würde. Reichen 0,9 Liter oder soll ich lieber eine mit 1,1 Liter Volumen nehmen? Verteilt sich Suppe in einer flachen Dose anders als in einer hohen?
Unentschlossenheit bei Karstadt: Wofür diese längliche Gefrierdose wohl gedacht ist?
Die Auswahl fiel mir schwer und ich war ziemlich unentschlossen. Diese Unentschlossenheit beim Kauf von Produkten habe ich öfter. Sie rührt daher, dass ich den perfekten Gegenstand kaufen möchte. Nicht zu klein und nicht zu groß, nicht zu hoch und nicht zu lang, nicht zu teuer und trotzdem in der optimalen Qualität. Das gestaltet sich in der modernen Warenwelt mehr als schwierig. Und in der weitläufigen Gefrierdosenwelt von Karstadt war es noch schwieriger.
Als ich noch unentschlossen mit einer 0,9-Liter- und einer 1,1-Liter-Dose im Gang stand, sprach mich auf einmal eine junge Frau an. Eine seltsame Eigenart bei Karstadt ist ja, dass man schneller mit anderen Kunden ins Gespräch kommt, als mit den zahlreichen Verkäufern. So kann man viertelstundenlang seelenruhig und völlig unentschlossen in der Gefrierdosenabteilung herumstehen, ohne dass einen eine der Verkäuferinnen anspricht und ihre Fachkompetenz in Sachen Gefrierdosen zur Entscheidungsfindung anbietet.
Jedenfalls sprach mich die junge Frau an: „Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf“, sagte sie und lächelte verschmitzt, „ich würde mich auf eine Größe festlegen.“ Früher hätten sie und ihr Freund eine Vielzahl verschieden großer Gefrierdosen gehabt und ständig nach dem passenden Deckel suchen müssen. Das sei sehr nervig gewesen. Dann hatten sie sich mit einem Mal (ich vermute, dass es eher ein längerer Prozess war) auf ein flaches Modell mit rund einem Liter Fassungsvolumen festgelegt und kauften nur noch dieses nach. Wenn mal etwas in diese Dose nicht hineinpasse, dann ärgere man sich zwar kurz, nehme dann aber einfach eine zweite hinzu.
Ich war verblüfft. So hatte ich das Dosenproblem noch gar nicht betrachtet. Ohne noch lange zu zögern, schnappte sich die Frau die verbliebenen vier Modelle „ihrer“ Gefrierdose und verschwand in Richtung Kasse.
Die Anleitung warnt davor, die Dosen in den Backofen, unter einen Grill oder auf ein Kochfeld zu stellen.
Mist, dachte ich bei mir, denn am liebsten hätte ich jetzt natürlich genau die Gleiche gekauft. Immerhin schien die ja genau richtig zu sein. So entschied ich mich stattdessen für eine quadratische Plastikdose mit Klappverschluss namens Clip & Close, die dem Versprechen auf den Aufklebern nach nicht nur „100 % Luft- und wasserdicht“, sondern auch „aromasicher“ ist. Außerdem ist sie stapelbar. Den winzigen „30-Jahre-Garantie“-Aufdruck habe ich sogar erst zuhause entdeckt. Jetzt muss ich mir nur noch die Größe merken. Und beim nächsten Mal geht der Gefrierdosenkauf dann sicher leichter von der Hand.
Dies ist ein Beitrag aus der Reihe „Mein erstes Mal“, in der ich Dinge mache, die ich noch nie zuvor getan habe. Weitere Artikel aus der Reihe finden sich in meinem früheren Blog.