Mein erstes Mal… Blogslam

Jeder Mensch hat vermutlich Dinge, die er schon immer einmal tun wollte. Der Eine träumt von einer Weltreise, der Nächste will ein Haus bauen und der Dritte ganz einfach der hübschen Blondine von gegenüber seine Briefmarkensammlung zeigen. Manche tragen diese Dinge in einer fein säuberlich geführten Liste im Notizbuch spazieren, andere bewahren sie von fremden Einblicken gänzlich abgeschirmt in ihrem Kopf auf. Ich selbst habe keine solche Liste. Und doch ist gestern etwas in Erfüllung gegangen, was ich mir schon seit längerem vorgenommen hatte: Ich habe an einem Blogslam teilgenommen und einen Text von mir vorgelesen.

Und das kam so (ich nenne nur die wichtigsten Stationen): Einladungs-E-Mail bekommen. Gelesen. Wohlwollend. Trotzdem nicht reagiert. Zweite E-Mail bekommen. Muss doch was tun. Überlegen. Mail beantwortet. Jetzt hänge ich drin. Überlegen welcher Text vorlesetauglich ist. Festgestellt, dass Texte aus dem Bereich „Haushalt“ klanglich suboptimal sind. Erinnerungsmail bekommen. Es wird ernst. Früher Feierabend. Drei Texte ausdrucken. Nur gelbes Papier im Drucker. U8 zum Alexanderplatz. Letzte Zweifel beiseite gewischt. M2 zur Knaackstraße. Textfrage offen. Begrüßung. Charmant. Darmstädter Bier in Hand. Bin jetzt sicher. TKKG-Text wirds. Los gehts.

Wie man sieht hängt die Teilnahme an einem waschechten Blogslam an so vielen Faktoren und Unwägbarkeiten, dass es praktisch an ein Wunder grenzt, dass ich gestern im Berliner  Kunstbuchladen Vice Versa noch zum Vorlesen meines Blogartikels über die 10 dämlichsten Verbrechen bei TKKG gekommen bin. Mit mir trauten sich fünf weitere tapfere Blogger mit ihren Texten nach vorne, die meisten davon aus dem Bereich Fashion. Eine knallharte Jury aus dem Bereich Fashion bewertete die Beiträge und vergab Punkte in den Bereichen Inhalt, Struktur, Vortragsweise und „Blogability“. Was soll ich sagen: Mein Text kam überraschenderweise sehr gut an, es wurde wirklich viel gelacht. Umso spannender das Warten auf die Entscheidung: Wer macht das Rennen und gewinnt einen stylischen iPod nano?

Dann die Preisvergabe: Mit zitternden Fingern stand ich hinter der Menschentraube als die Plätze zwei und drei vergeben wurden. Ich habe in diesem Moment nicht daran geglaubt, dass ich den Blogslam gewinnen würde. Mein Artikel drehte sich höchstens ganz am Rande um Fashion und obwohl der Text beim Publikum gut angekommen war, lag die Entscheidung am Ende doch bei der Jury. Dass ich den Blogslam gewonnen habe, liegt sicher nicht zuletzt auch an den dämlichen Verbrechen bei TKKG. In diesem Sinne gebührt Dank nicht nur den Veranstaltern des Blogslams, sondern auch Wolf Schneider aka Rolf Kalmuczak, dem Erfinder der Serie.

Veranstaltet wurde der Wettbewerb übrigens von CIRCUS, einem von Darmstädter Studenten frisch gegründeten, monothematischen, gedruckten (!) Blog-Magazin. Wobei Magazin schon fast eine Untertreibung ist, hat die Erstlingsausgabe doch nicht weniger als 354 Seiten. Im Inneren verbirgt sich ein ganzes Kaleidoskop an Artikeln, Ansichten, Fotostrecken, Illustrationen, Collagen und Listen. Alles zum Titelthema: Fashion. Zum Glück sieht CIRCUS nicht nur auf modernen Möbelstücken aller Art sehr gut aus, sondern geht auch inhaltlich in die Tiefe. So handelt der Artikel „Wolllust“ zum Beispiel von einem Woll-Fetischisten, der ganz offen von seiner Neigung erzählt. Für einen anderen Beitrag ist die Redaktion auf die einsame Insel Kihnu in Estland gereist, um eine der letzten traditionellen Weberinnen zu portraitieren. Ein aussichtsreiches Projekt also, welches darüber hinaus von einer sehr sympathischen Crew geleitet wird. Mein erstes Mal Blogslam hat richtig Spaß gemacht – ich werde es auf jeden Fall wieder tun…

Mein erstes Mal… Gefrierdosen kaufen

Zu jedem halbwegs gut ausgestatteten Haushalt gehören auch Gefrierdosen. So wollte ich letztens eine Möhren-Kartoffelsuppe vom Vortag mit auf Arbeit nehmen, um sie dort aufzuwärmen und so dem eintönigen Kantinenessen zu entgehen. Das ging nicht, weil ich kein Behältnis für den Transport hatte. So blieb die Suppe in dem mit Folie abgedeckten Porzellan-Schälchen im untersten Fach meines Kühlschranks. Und ich ging mal wieder in die Kantine. Gleiches mit dem Kartoffelsalat, den Bolognese-Nudeln und dem Griesbrei. Ohne Gefrierdosen ist man echt aufgeschmissen, wenn es um den Transport von Lebensmitteln geht. Was haben die Leute bloß früher gemacht, als es noch keine Gefrierer und folglich auch keine Gefrierdosen gab? Suppentopf unter den Arm klemmen und dann los?

Angeblich wurde die Frischhaltedose von Earl Silas Tupper erfunden, nach dessen Namen sie Tupperdose heißt. Vielleicht ist das aber auch nur eine geschickt eingeführte Markenlegende – man weiß es nicht. Jedenfalls gibt es Gefrierdosen heute an jeder Ecke, also auch bei Karstadt am Hermannplatz in der Haushaltswarenabteilung.

Die Gefrierdosenhersteller hatten ganze Arbeit geleistet: Es gab runde und eckige Dosen. Längliche und hohe. Kleine, in die gerade mal zwei Apfelstücke passen und solche, in denen sich eine Wochenration Suppe lagern lässt. Solche mit herkömmlichem Deckel, der sich mit leichtem Druck auf dem Unterteil fixieren lässt und aufwendigere mit Klappverschluss, dessen Zargen unter einen Wulst greifen und die deshalb die Dose noch fester verschließen. Ich nahm verschiedene Dosen in die Hand, probierte die Verschlüsse und versuchte mir vorzustellen, wie viel Möhren-Kartoffelsuppe wohl in sie hineinpassen würde. Reichen 0,9 Liter oder soll ich lieber eine mit 1,1 Liter Volumen nehmen? Verteilt sich Suppe in einer flachen Dose anders als in einer hohen?


Unentschlossenheit bei Karstadt: Wofür diese längliche Gefrierdose wohl gedacht ist?

Die Auswahl fiel mir schwer und ich war ziemlich unentschlossen. Diese Unentschlossenheit beim Kauf von Produkten habe ich öfter. Sie rührt daher, dass ich den perfekten Gegenstand kaufen möchte. Nicht zu klein und nicht zu groß, nicht zu hoch und nicht zu lang, nicht zu teuer und trotzdem in der optimalen Qualität. Das gestaltet sich in der modernen Warenwelt mehr als schwierig. Und in der weitläufigen Gefrierdosenwelt von Karstadt war es noch schwieriger.

Als ich noch unentschlossen mit einer 0,9-Liter- und einer 1,1-Liter-Dose im Gang stand, sprach mich auf einmal eine junge Frau an. Eine seltsame Eigenart bei Karstadt ist ja, dass man schneller mit anderen Kunden ins Gespräch kommt, als mit den zahlreichen Verkäufern. So kann man viertelstundenlang seelenruhig und völlig unentschlossen in der Gefrierdosenabteilung herumstehen, ohne dass einen eine der Verkäuferinnen anspricht und ihre Fachkompetenz in Sachen Gefrierdosen zur Entscheidungsfindung anbietet.

Jedenfalls sprach mich die junge Frau an: „Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf“, sagte sie und lächelte verschmitzt, „ich würde mich auf eine Größe festlegen.“ Früher hätten sie und ihr Freund eine Vielzahl verschieden großer Gefrierdosen gehabt und ständig nach dem passenden Deckel suchen müssen. Das sei sehr nervig gewesen. Dann hatten sie sich mit einem Mal (ich vermute, dass es eher ein längerer Prozess war) auf ein flaches Modell mit rund einem Liter Fassungsvolumen festgelegt und kauften nur noch dieses nach. Wenn mal etwas in diese Dose nicht hineinpasse, dann ärgere man sich zwar kurz, nehme dann aber einfach eine zweite hinzu.

Ich war verblüfft. So hatte ich das Dosenproblem noch gar nicht betrachtet. Ohne noch lange zu zögern, schnappte sich die Frau die verbliebenen vier Modelle „ihrer“ Gefrierdose und verschwand in Richtung Kasse.


Die Anleitung warnt davor, die Dosen in den Backofen, unter einen Grill oder auf ein Kochfeld zu stellen.

Mist, dachte ich bei mir, denn am liebsten hätte ich jetzt natürlich genau die Gleiche gekauft. Immerhin schien die ja genau richtig zu sein. So entschied ich mich stattdessen für eine quadratische Plastikdose mit Klappverschluss namens Clip & Close, die dem Versprechen auf den Aufklebern nach nicht nur „100 % Luft- und wasserdicht“, sondern auch „aromasicher“ ist. Außerdem ist sie stapelbar. Den winzigen „30-Jahre-Garantie“-Aufdruck habe ich sogar erst zuhause entdeckt. Jetzt muss ich mir nur noch die Größe merken. Und beim nächsten Mal geht der Gefrierdosenkauf dann sicher leichter von der Hand.

Dies ist ein Beitrag aus der Reihe „Mein erstes Mal“, in der ich Dinge mache, die ich noch nie zuvor getan habe. Weitere Artikel aus der Reihe finden sich in meinem früheren Blog.

Kuppel gucken ohne Schlange

Jeden Tag besuchen rund 5500 Gäste den Reichstag/Bundestag in Berlin. Die begehbare Glaskuppel von Architekt Norman Foster lockt mit interessanten Einblicken und vor allem einer tollen Aussicht über die Stadt. Und so wundert es nicht, dass eigentlich ständig eine lange Schlange aus dem Gebäude über die Stufen nach unten bis auf den Rasen führt. Mehrere Stunden Wartezeit sind keine Seltenheit. Natürlich kann man früh am Morgen oder spät abends herhommen – die Kuppel hat von 8 bis 24 Uhr praktisch jeden Tag geöffnet – doch ein Garant für kurze Wartezeiten ist das leider auch nicht.

Eine mittlerweile recht bekannte Möglichkeit die Wartezeit zu umgehen, ist die Teilnahme an einer kostenlosen öffentlichen Führung. So kann man sich täglich um 10:30 Uhr, 13:30 Uhr, 15:30 Uhr und 18.30 Uhr das Gebäude zeigen lassen. Spezielle Kinder- und Architekturrundgänge finden am Wochenende statt. Nachteil: Man muss sich schriftlich vorher anmelden und die Zahl der Plätze ist auf 25 Besucher pro Führung begrenzt. Will man am Wochenende in den Reichstag, muss man sich bis spätestens Donnerstag angemeldet haben. Außerdem finden die Touren nur außerhalb der Sitzungszeit statt.

Eine viel bequemere Möglichkeit den Ausblick von der Kuppel zu genießen, hat mir aber am Wochenende eine gute Bekannte verraten: So gibt es auf dem Dach des Reichstagsgebäudes eine Filiale des Nobel-Hobel-Restaurants Feinkost Käfer. Wenn man sich hier vorher einen Tisch reserviert, kann man über einen separaten Eingang (West C Behinderte) direkt an der Warteschlange vorbei ins Gebäude gehen. Klar: Wer als Vorspeise gerne mariniertes Grillgemüse mit Krabben-Pulpo-Salat und Koriandervinaigrette zu 15,50 Euro essen will, der soll nicht erst stundenlang warten müssen. Das Internetformular für die Reservierung findet ihr hier. Telefonisch geht es natürlich auch.

Das Restaurant selbst hat eine exklusive Terasse mit Blick über die Stadt. Die Preise sind (Feinkost! Lage!) natürlich gehoben. Man kann aber einfach einen Kaffee für 3,50 Euro bestellen oder – noch etwas dreister – einen Espresso für 3,20 Euro. Leider ging bei meiner Recherche niemand ans Telefon, sonst hätte ich auch noch gefragt, was ein kleines Mineralwasser kostet…

In jedem Fall eine prima Möglichkeit der lästigen Warterei zu entgehen und sich den Reichstag samt Kuppel aus der Nähe anzuschauen. Aber pssst, nicht weitersagen! Sonst wird diese Möglichkeit am Ende noch abgeschafft…

Minigolfen mit Ruinen


Verkehrsgünstig gelegen: Die Bushaltestelle vorm Haus am Waldsee ist auch ein Kunstobjekt.

Eigentlich wollte ich ja keine Endhaltestelle doppelt anfahren, aber diesmal musste ich einfach: Das Haus am Waldsee, eine Museumsvilla im schönen Berlin-Zehlendorf, lockte unweit des U-Bahnhofs Krumme Lanke mit seinem Skulpturengarten. Ich könnte jetzt erzählen, dass ich nur wegen der Bushaltestellen-Installation von Michael Sailstorfer hier war. In dem kleinen Holzhaus verbirgt sich eine komplett eingerichtete Miniwohnung mit Bett, Tisch und Kochnische. Praktisch: Wenn man in einer Haltestelle wohnt, verpasst man morgens nie mehr den Bus! Oder ich könnte über den Bauwagen des Niederländers William Engelen philosophieren, der aktuelle Wetterdaten von einem Klangcomputer in Töne und Geräusche umrechnen lässt. Das klang am Tag meines Besuchs wie eine Mischung aus Minimal-Techno und Krach. Aber eigentlich war ich wegen etwas ganz anderem hergekommen: Im Garten der Villa gibt es eine künstlerisch-gestaltete Minigolfanlage.


Stilecht mit roten Minigolf-Gartenlampen: Der Ruinenparcours im Skulpturenpark.

Kunst und Minigolf – wie geht das zusammen? Minigolf ist ja von wenigen Ausnahmen abgesehen eine eher spießige Angelegenheit. Das hat die Künstlerin Ina Weber nicht davon abgehalten, einen Parcours zu konstruieren, der aus verfallenen Bauwerken besteht. Sie hat Plattenbauten in Beton gegossen, Kirchenruinen modelliert, ein geschlossenens Kino und eine Tankstelle dekoriert. Auf jeder der zwölf Bahnen steht ein anderes Kunstwerk. „Trümmerbahnen-Minigolf“ heißt das Werk und für fünf Euro pro Person kann man es unbegrenzt bespielen. Schläger und Bälle bekommt man direkt am Eingang, ein weiterer Eintritt wird nicht fällig.


Erst links an die Bande und dann rechts rüber – obwohl das Hindernis außerhalb der Bahn steht, habe ich ewig gebraucht.

Was kann man sagen: Berlins erstes Kunst-Minigolf macht richtig Spaß. Dazu trägt neben den originell-gestalteten Hindernissen auch die schöne Lage direkt am Waldsee bei (auf der anderen Seite stehen einige der nobelsten Villen Zehlendorfs mit privatem Bootssteg). Die meisten Bahnen sind relativ leicht und auch für Einsteiger bequem unter sieben Schlägen zu meistern. Nur Bahn acht, ein graues Hochhaus mit eingebauter Rampe zum durchschießen, hatte es in sich. Allerdings hat Ina Weber vor allem die Gestaltung der Hindernisse verändert, nicht ihre Form. Viele Bahnen kommen einem von anderen Plätzen bekannt vor. Da gibt es den Drei-Röhren-Tunnel, den Zick-Zack-Kurs und das Loch, was auf einer kleinen Anhöhe in der Mitte der Bahn liegt und deshalb schwer zu treffen ist. Das schmälert den Spielspaß aber nur geringfügig.

Ich habe die Wartezeit zwischen den Schlägen genutzt und einige Fotos von den Bahnen und meiner lieben Mitspielerin geschossen:


Actionreich: Die Bahn mit der zerstörten Brücke lädt zum schnellen Spiel ein.


Herausfordernd: Beim Hochhaus geht es auf der einen Seite rein und auf der anderen wieder heraus – wenn man trifft.


Abwechslungsreich: Ab durch die Mitte oder geschickt über die Seiten spielen?


Stimmungsvoll: Die Lido-Bahn hat mir besonders gut gefallen – auch wenn der Schwierigkeitsgrad eher leicht ist.

Minigolf mal modern


Das Labyrinth-Hindernis ist nicht ganz ohne – dieser Ball ist auf dem richtigen Weg.

Minigolf klassisch

Eine Partie Minigolf für mich seit jeher mit verschiedenen absolut typischen Elementen verbunden: Zum einen ist da der Platz. Akkurat gestutzte Hecken, Bodenplatten aus Kieselsteinbeton und natürlich die Außenleuchten mit den bunten Glaskuppeln. Letztere kommen natürlich nur äußerst selten zum Einsatz, weil der Platz um 9 Uhr abends zu macht und es dann im Sommer noch hell ist. Im Winter, wenn es dunkel genug wäre, um die Lampen anzuschalten, hat aber wiederum der Platz zu. Ein Dilemma, dass aber auf dem Minigolfplatz niemanden zu stören scheint. Immerhin wäre es ja theoretisch möglich noch bis spät in die Nacht zu spielen.

Nicht zuletzt erinnern mich Minigolfplätze immer irgendwie an Kleingartenkolonien. Das ist deshalb erstaunlich, weil ich praktisch keinen Platz kenne, der tatsächlich an eine Kolonie grenzt. Trotzdem ergeben sich Übereinstimmungen: Auf dem Minigolfplatz gilt ein festes, praktisch in Stein gemeißeltes Regelwerk. Dazu gehört, dass man die Bahnen nicht betreten darf, nur sieben Schläge für jedes Loch hat und keine Bahn doppelt spielen darf. Über die Einhaltung der Regeln wacht der Platzwart mit Adleraugen. Manchmal gut gelaunt, häufig eher grummelig gibt er die Schläger und Bälle aus, ermahnt Kinder nicht die Bahnen zu betreten und verkauft nebenbei Eis am Stiel.

Freude und Ärger liegen beim Minigolf eng beieinander und so kann ich mich an keinen Platzbesuch meiner Kindheit erinnern, bei dem nicht am Ende irgendjemand von uns weinte oder sich fürchterlich aufregte. Angeblich waren die Bahnen schief gewesen, einzelne Hindernisse völlig unschaffbar schwer oder die Mitspieler hätten einen beim sechsten Schlag bei Loch 17 fiese abgelenkt. Platzwarte sagen in diesen Momenten gar nichts. Sie vertrauen darauf, dass die Eltern ihre weinenden Kinder mit einem Eis am Stiel beruhigen. Oder einfach gehen. Hilft beides fast immer, ersteres geht aber schneller.

Was ist gemalt und was echt? Die Indoor-Minigolfbahnen im Schwarzlichtviertel verblüffen.

Minigolf modern – im Schwarzlicht

In diesem traditionell geprägten Umfeld erscheint die Idee des Schwarzlichtviertels in Hamburg überaus mutig. Bei dieser Indoor-Attraktion im Stadtteil Stellingen spielt man Minigolf in einer abgedunkelten Unterwasser-Phantasiewelt.

Im U-Boot gleich hinter der Eingangslounge wird man von einem waschechten Kapitän per Videobotschaft auf den kniffligen Einsatz vorbereitet. „Ahoi, ihr Landratten“, grüßt er und weist in die Grundregeln des Platzes ein. Dann geht es auch schon auf den Parcours. Und der kann sich sehen lassen: Drei Spielwelten mit insgesamt 18 ½ liebevoll gestalteten Bahnen warten auf die Minigolfer. Da umspielt man Neptuns Dreizack, legt sich mit den Klotzköpfen der Osterinsel an oder schießt den Ball genau ins Innere eines Vulkans. Die Bahnen leuchten dabei ebenso wie die Hindernisse und die Bälle. Sie sind mit fluoreszierenden Farben bemalt, die im Schwarzlicht grell erscheinen. Und überall lauern kleine Details: Da warten hungrige Haie, Skelette schmoren in Dschungel-Kerkern und in einem schrägen Laboratorium wird an neuen Minigolf-Ideen getüftelt. Minigolf ist nicht mehr nur eine gerade Bahn vor spießiger Kleingartenkulisse, sondern wird zu einem optischen Erlebnis.

Und mit einer weiteren Tradition bricht die Schwarzlichtwelt: Die Bahnen sind aus weichem Filz und dürfen betreten werden. So kann man bei kniffligen Kursen auch mal dichter an den Ball heran, um ihn endlich einzulochen. Der Schwierigkeitsgrad schwankt dabei zwischen eher einfach und verdammt schwierig. Einige Löcher verpassten wir auch nach sechs Schlägen (der zulässigen Höchstzahl) weit. Häufig muss über steile Rampen in die Luft gespielt werden, keine leichte Übung.

Ein Manko: Trotz vorher reservierter Startzeit stauten sich die Besucher bei einigen schwierigen Bahnen, insbesondere in der Mitte der Dschungelwelt. Vor einem wird dann noch gespielt, man selbst ist schon fertig, während hinter einem die nächsten schon nachrücken. Und auch bei der Soundkulisse gibt es Abzüge: Statt Unterwasserblubbern dröhnten am Samstagabend erst deutscher Rap und dann Michael Jackson aus den Lautsprechern.

Den umherlaufenden Kindern gefällt die verspielte Schwarzlichtwelt genauso wie den zahlreichen Erwachsenen. Am Eingang eine feiernde Männerrunde, die sich mit Schlägern und Bällen eindeckt. Minigolf wird zum partytauglichen Szene-Erlebnis. Wenn das unser mürrischer Platzwart von damals geahnt hätte…

Weitere Infos gibt es auf www.schwarzlichtviertel.de. Eine gute Idee bleibt nicht lange unentdeckt: Im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg soll im Juni 2010 ebenfalls eine Indoor-Minigolfwelt mit Schwarzlicht eröffnen (www.indoor-minigolf-berlin.de).

Schokoherzen für die Post

Kommt auch an, was ich hineinwerfe? Briefkasten der Post in Schleswig-Holstein.

Meine Schwester hat in ihrem Marburg-Blog ja schon kein gutes Haar an den Zustellmethoden der Deutschen Post gelassen. Zu Recht! Denn ich stelle mal die Vermutung in den Raum, dass fast jeder von uns eine solche Anekdote erzählen kann. Meine geht so:

Einige Wochen vorm Valentinstag wollte ich meiner Freundin in Estland eine Packung Milka-Schokoherzen zuschicken. Mäßig originell, ich weiß, aber das spielt für die folgende Geschichte eigentlich keine Rolle. Wer Milka-Schokoherzen kennt, weiß auch, dass sie in einem rechteckigen relativ flachen Karton verpackt sind. Ideal um sie in einem Luftpolsterumschlag als Großbrief International zu verschicken. Der kostet deutlich weniger als ein Postpaket nach Estland und soll auch nur unwesentlich länger in der Zustellung dauern. Also alles gut verpackt, eine Karte mit Liebesbekundungen hinzugefügt und alles fein säuberlich mit viel Spucke auf der Klebekante des Umschlages versandfertig gemacht. In der Postagentur Reichenhainer Straße in Chemnitz kannte man zwar Estland nicht und konnte zunächst auch nicht zweifelsfrei klären, ob das Land zur Tarifzone Europa gehört, aber auf mein Drängen klebte man dann doch eine 3,40-Euro- statt einer 6,00-Euro-Marke auf den Brief. (Ein anderes Mal wussten die Mitarbeiter auch nicht, ob die Schweiz noch oder schon zu Europa gehört, aber das ist eine andere Geschichte.)

Machen wir es kurz: Der Valentinsbrief mit den Schokoherzen kam natürlich nicht an. Schokohungrige Mitarbeiter der Postagentur, der Fahrer zum Verteilzentrum, die Mitarbeiter des Verteilzentrums, der Fahrer vom Verteilzentrum zum Flughafen, die Bodencrew, der Pilot und/oder die Besatzung der Postmaschine, diverse Zollmitarbeiter auf deutscher und estnischer Seite, der estnische Fahrer vom Flughafen zum Postverteilzentrum, die estnischen Mitarbeiter im Postverteilzentrum oder der estnische Postbote kommen als Schokovertilger in Betracht. Wären die Herzen auf der estnischen Seite verschwunden könnte ich es ja sogar fast ein bisschen mehr verstehen, denn wer einmal estnische Kalev-Schokolade probiert hat, kennt und meidet sie vermutlich wegen ihres leicht muffigen Geschmacks. Aber sonst?

Wer einmal bei der Post nach einem verschwundenen Brief gefragt hat, der weiß wie sinnlos dieses Unterfangen ist. Weg ist weg. Die Deutsche Post weiß natürlich, dass jeden Tag hunderte, ja vielleicht sogar tausende Briefe spurlos verschwinden. Einige Mitarbeiter werden immer dicker, weil sie so viel Schokolade essen, andere laufen mit neuen Knöpfen herum oder haben plötzlich ein dickes Portemonnaie. Die Post reagiert auf dieses Problem schon seit längerem mit dem Produkt „Einschreiben“. Gegen die Gebühr von 2,05 Euro wird ein Brief bis rund 30 Euro versichert und der Brief macht dann das, was er ohnehin tun soll: Er kommt an. Das man für diese Selbstverständlichkeit einen Aufpreis bezahlt, zeigt eigentlich nur, wie wenig Vertrauen die Post in ihre eigene Dienstleistung hat.