Wer im Waldhaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen – so manches geflügelte Wort hat seinen Ursprung im Traditionslokal am Wannsee
“Keep it real”, lautet eine alte Hip-Hopper-Weisheit und keine Location lebt diesen Satz wohl so wie das Waldhaus in Berlin. An der East Coast des Wannsee mitten im Grunewald gelegen, rockt der hölzerne Gourmettempel seit über 100 Jahren die gastronomische Szene von Charlottenburg-Wilmersdorf. So fragen sich viele anglophile Deutsche: How can it be, dass dieser Laden seit Jahren so hot performt?
Im Waldhaus sagen sich nicht nur Fuchs und Hase gute Nacht, hier geben sich Stars und Promis die Klinke in die Hand. Und lassen sie kurz darauf wieder los. Supercrank! Auf den ersten Blick verbirgt die In-Scene Location No. 1 im Westen der Stadt geschickt ihre Upper-Class-Attitude: Die VIP-Parkplätze sind nur mit einem P ausgezeichnet. Die Buchstaben VI spart man sich hier. Dafür ist der Service sonst above the limit: Die Kellner bringen erst zwei Champagner (Rémy Martin, was anderes kommt nicht in die auf exakt -23 ° Celsius geeisten Gläser), dann waschen sie mit dem Rest der Flasche den Wagen, bringen die zwölf Zylinder der Aston Martins und Jaguars zum Glänzen.
Den Wagen kann man wahlweise mit Champagner oder Whisky waschen lassen – bei letzterem können jedoch braune Flecken zurückbleiben (siehe Bild)
Die handbreite Speisekarte überrascht: Statt Heilbutt an Mangobutter mit blanchierten Bärlauchtrüffeln wartet ein Schnitzel Vienna Style mit Frittes de Pommes auf die Gucci-Gourmets. Faux pas oder geschickter Schachzug? Mitnichten, kocht doch in der Küche des Waldhaus niemand weniger als Claude de Boussier-Chanson, französischer Lebemann und Spitzenkoch von Weltrang. Glauben wir zumindest.
Das Waldhaus weiß dabei immer, wo es steht: An der Havelchaussee. Und so glänzt man auch auf der eigenen Homepage mit Nonchalance. Statt von rauschenden Festen neureicher Zehlendorf-Kids spricht man lieber von „gehobener Biergartenatmosphäre“ und gibt sich weltoffen: „Nicht nur alteingesessene Berliner schätzen die Atmosphäre des Restaurants, in dem Gäste vom Lutscher bis zur Zigarre und von der Cola bis zum Bordeaux verkehren.“
Da ist sie wieder, die Keep-it-real-Philosophie des Waldhaus, diesem sympathischen Hotspot im Westen der Hauptstadt.