Kein Trend im Trendbezirk? Frozen Yoghurt in Berlin

Was ist eigentlich aus Frozen Yoghurt geworden? Letztes Jahr feierten Medien die Eisvariation noch als Sommertrend. Ob am mobilen Stand oder im Café – der gefrorene Joghurt schien nicht nur in aller Munde, sondern auch auf dem besten Weg zu sein, sich überall in Berlin zu etablieren. Jetzt, ein Jahr später, ist es still geworden um Frozen Yoghurt. Gerade einmal eine Handvoll Frozen-Yoghurt-Locations gibt es in der Hauptstadt.

Das Zentrum des vermeintlichen Joghurteis-Booms scheint dabei in Mitte zu liegen. Bei einer kurzen Recherche habe ich nicht weniger als sechs Frozen-Yoghurt-Läden in dem Bezirk entdeckt (2x Yoli Frozen Yoghurt, Wonderpots Frozen Yoghurt, Efa’s Frozen Yoghurt, auf die hand frozen yoghurt, frohsinn yoghurt). Auch in Prenzlauer Berg bieten vier Läden den gefrorenen Joghurt an. Im neuen Szeneviertel Neukölln gibt es die kühlen Kreationen dagegen überhaupt nicht. Und in Kreuzberg haben letzte Woche mit Creamy Frozen Yoghurt und einer Yoli-Filiale die ersten beiden Läden des Bezirks eröffnet. So richtig scheint der Trend in den Szenekiezen von Berlin noch nicht angekommen zu sein. Aber woran liegt das?

Sicher spielt der Preis eine Rolle: Frozen Yoghurt ist ein Premium-Produkt schweineteuer. Ein mittlerer Becher mit zwei bis drei Toppings kostet schnell 4-5 Euro – dafür bekommt man in vielen Eiscafés der Hauptstadt schon einen ausgewachsenen Eisbecher mit Früchten und Sahne. Günstige Nachahmer gibt es bisher kaum. An der Technik kann es nicht liegen, denn Frozen Yoghurt ist vergleichsweise einfach herzustellen: Joghurt und Milch werden in einer Eismaschine verarbeitet, bis sie etwa die Konsistenz von Softeis haben. Dazu serviert man verschiedene Toppings und Soßen nach Wahl.

Doch vielleicht ist diese Auswahl auch genau das Problem:  Wer vor der Theke steht und die Wahl hat zwischen verschiedenen Nüssen, Beeren, Trockenfrüchten, Müsli- und Crunch-Arten, Flakes, Drops, Gummibärchen oder süßen Soßen – der muss schon sehr genau wissen, was er eigentlich will. Ansonsten steht man später auf der Straße und kratzt die Nuss-Nougat-Creme von seinen Papaya-Stückchen. Erhöht wird der Schwierigkeitsgrad übrigens, wenn die Toppings nicht beschriftet sind (wie bei Yoli). Ein Banana-Split-Becher bestellt sich definitiv einfacher.

Dafür erwirbt man beim Kauf von Frozen Yoghurt das Gefühl, ein Trendsetter zu sein. Mit einem Becher Frozen Yoghurt wird man von Passanten etwa so angesehen, als hätte man das neue iPhone 5 in der Hand. Es ist neu, hip, trendy. Ein Produkt, wie man es sonst nur aus den großen Metropolen von New York bis Hongkong kennt.

Aber ob das reicht um auf Dauer gegen die mehr als 300 Eiscafés der Hauptstadt bestehen zu können? Geschmacklich sind die Erweiterungsmöglichkeiten begrenzt: „Natur“ schmeckt der gefrorene Joghurt einfach am besten. Viele Frozen-Yoghurt-Läden versuchen deshalb über die Gesundheitsschiene zu punkten. Mit null Prozent Fettgehalt wirbt etwa Yoli für seine Produkte. Das trifft allerdings nur auf das pure Joghurteis zu – die Kalorien (so man auf sie achtet) verstecken sich in den Toppings. Und ohne die ist Frozen Yoghurt schließlich nur der halbe Spaß.

2 thoughts on “Kein Trend im Trendbezirk? Frozen Yoghurt in Berlin

  1. Als mein Mann und ich letztes Jahr im Dezember in Hawaii Urlaub gemacht haben, gab es fast an jeder Ecke einen Frozen-Yoghurt-Laden. Und weil das Zeug echt lecker ist – besonders, wenn es draußen heiß ist – sind wir seitdem Frozen-Yoghurt-Fans. Ich bin sicher, dass sich Frozen Yoghurt auch in Berlin durchsetzen wird. Vielleicht braucht es dazu aber erstmal wieder einen Sommer, der diesen Namen auch verdient?

  2. Also ich habe vor kurzen auch einen Frozen-Yoghurt gegessen und musste mich echte fragen, was die Leute daran finden? Also billiger Yoghurt mit ein paar Sachen drauf gestreut? Der einzige Highlight waren die flüssigen Himbeeren. Geschmack an sich? Fehlanzeige. Preis-Leistungsverhältnis? Frechheit. Da ist jedes stink normale Wassereis geschmackvoller, aber hat wohl wenig „Trend“ und „Style“ in der Vermarktung. Zum Glück gibt es im Wedding noch keine solchen lächerlichen Verkäufer, sondern echte Eisdielen. Über die hat der Nord-Berliner.de Blog übrigens vor kurzen einen lohnenswerten Bericht geschrieben als die vielen Lobeshymnen auf den Yoghurt“trend“.

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