Werbung an Bord

Da liege ich doch gestern nach Feierabend noch im Treptower Park am Ufer und schaue aufs Wasser. Plötzlich schiebt sich eine Werbewand ins Bild. Was ist denn nun los? Das Wirtschaftsmagazin brand eins hat sich ein kleines Motorboot gemietet, es mit Werbetafel für das neue Heft ausgestattet und lässt es nun von zwei Studenten (Vermutung) das Spreeufer entlangfahren. Eine sehr coole Werbeidee, wie ich finde, die noch dazu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Bleibt nur zu hoffen, dass jetzt nicht alle Firmen auf den Zug äh das Boot aufspringen. Sonst fährt bald eine Reklametafel nach der anderen am Treptower Ufer vorbei – und man sieht nur Werbung statt Wasser.

Beim Zwei-Klassen-Friseur

Normalerweise muss ich beim Friseurbesuch keine schwierigen Entscheidungen treffen: 10 Euro. Cut and go. Das ist alles. Umso erstaunter war ich, als ich letzte Woche im hessischen Marburg einen Low-Cost-Coiffeur namens „Hairdome“ betrat. Dort sind die Friseure nämlich in zwei Typen aufgeteilt: Während so genannte Jung-Stylisten einem für 10 Euro die Haare schneiden, greifen „Top-Stylisten“ erst bei 15 Euro zur Schere. Doch wo liegt der Unterschied?

Ich fragte eine junge Frau, die sich als Jung-Stylistin zu erkennen gab. Sie erzählte mir, dass sich hinter dem neumodischen Begriff die Auszubildenden des Betriebes verbergen. Die würden schlechter bezahlt und müssten des Öfteren nach Feierabend noch die ganzen Haare zusammenfegen. Die Top-Stylisten, so hörte ich heraus, fühlten sich hingegen als etwas Besseres und sähen derlei Putztätigkeit nicht als notwendig an. Kurz gesagt: In dem Laden hatte sich zwischen Schere und Schaumspülung anscheinend so etwas wie eine Zwei-Klassen-Gesellschaft etabliert.

Nun stand ich vor dem Dilemma: Sollte ich die armen Friseur-Azubis unterstützen und zehn Euro bezahlen oder meine Wertschätzung gegenüber dem Beruf zum Ausdruck bringen und einen „faireren“ Lohn von fünfzehn Euro für eine „Top-Stylistin“ bezahlen? Beides auf einmal würde nicht gehen: Meine Mähne war zwar schon ziemlich lang gewachsen, aber für zwei Haarschnitte würde es nicht reichen.

Am Ende siegte der Pragmatismus: Ich ließ mir von der Junior-Stylistin die Haare schneiden, sparte fünf Euro und habe damit glaube ich (Achtung Wortspiel!) einen ganz guten Schnitt gemacht. Sicher saß noch nicht jeder Handgriff der „Haarzubine“ perfekt, das Schneiden dauerte insgesamt länger. Mit dem Resultat bin ich dennoch zufrieden.

Nur das merkwürdige Gefühl blieb nach dem Besuch beim Zwei-Klassen-Friseur. So ganz natürlich ist das doch nicht, dass ein und dieselbe Dienstleistung im gleichen Geschäft unterschiedlich viel kostet. Außerdem: Wie wäre es denn, wenn sich dieses Prinzip bald auch in anderen Branchen durchsetzt? Denken wir ans Eiscafé: Kosten die Kugeln bald unterschiedlich viel, je nachdem ob sie ein Junior- oder Senior-Eismann in die Tüte formt? Oder an Piloten: „Hallo und willkommen auf ihrem Flug nach Madrid, heute fliegt unser Azubi für Sie. Dafür kosten die Tickets auch nur die Hälfte. Wir wünschen einen angenehmen Flug.“ Dann doch lieber einen ganz einfachen Schnitt. Cut and go.

Wirrwarr am Bahn-Automaten


Achtung am Bahn-Automaten: Wenn man hier nicht aufpasst, hat man schnell einen kostenpflichtigen Sitzplatz reserviert.

Vor einiger Zeit wollte ich einen Flug bei Billigairline TUIfly buchen. Nach der Eingabe der üblichen Daten forderte das Formular mich auf, mir jetzt einen Sitzplatz im Flieger auszusuchen. An sich ein guter Service, dachte ich. Der Trick: Sobald man einen der Plätze auf dem Übersichtsplan des Flugzeuges anklickte, wurde automatisch eine Sitzplatzreservierung für 12 Euro hinzu gebucht. Unbedarften Reisenden wurde durch die vorangestellte Aufforderung suggeriert, dass sie andernfalls ohne einen Sitzplatz mitfliegen würden (was natürlich Quatsch ist). Der Trick mit dem Sitzplatz ist nur einer von vielen bei den Low-Cost-Airlines: Unnötige Versicherungen, Gepäckzuschläge oder Zusatzkosten für fast alle Zahlungsarten sind an der Tagesordnung.

Neuerdings bedient sich jetzt offenbar die Deutsche Bahn im Repertoire der Billigflieger. Und das sieht so aus: Ich wollte mir am Automaten in Berlin-Spandau eine Fahrkarte nach Hamburg kaufen. Der Preis (26,50 Euro mit Bahncard) wurde zunächst auch korrekt angezeigt. Kurz vor der Bezahlung, ich hatte die EC-Karte schon im Anschlag, zeigte der Bildschirm plötzlich 29 Euro an. Immerhin 2,50 Euro mehr als vorher!

Verwundert klickte ich auf dem Touchscreen zurück und musste einige Momente nach dem Grund für den plötzlichen Preissprung suchen: Im Menü kann man auswählen, ob man Bahn-Bonuspunkte sammeln möchte oder nicht. Obendrüber geht es um Reservierungen. Hier verbirgt sich der unscheinbare Satz: „1 Platz reserviert für Einfache Fahrt. Hinfahrt 2,50 €.“

Nun sind Sitzplatzreservierungen auf den meisten Strecken ja so ziemlich das Nutzloseste was es gibt. Die Strecke Berlin-Hamburg ist zum Beispiel fast nie ausgebucht. Ich habe bisher immer problemlos einen Platz bekommen. Es ist also einigermaßen dreist, dass die Bahn die kostenpflichtige Sitzplatzreservierung einfach automatisch mit dazu bucht.


Der einzige Hinweis auf die (kostenpflichtige) Reservierung auf dem Abschlussbildschirm. Dass 2,50 Euro aufgeschlagen wurden steht hier nirgends.

Und das geschieht noch dazu auf ziemlich intransparente Weise: Während man das Sammeln der Bahn-Bonuspunkte im gleichen Menü bequem mit einem Tastendruck aktivieren oder deaktivieren kann, muss man für das Löschen der Sitzplatzreservierung zunächst auf die dazugehörige Schaltfläche „ändern“ klicken und erhält erst dann in einem weiteren Menü die Option ohne Reservierung zu reisen. Wenn man in Eile ist oder sich mit Automaten nicht gut auskennt, übersieht man die ungewollte Reservierung schnell und zahlt am Ende drauf. Ähnlich geht es vermutlich vielen älteren Menschen, welche den höheren Preis dann vermutlich einfach hinnehmen. Keine schöne Sache.

Nicht einfacher wird die Geschichte allerdings dadurch, dass die Menüs in den DB-Automaten sich offenbar je nach Vorlaufzeit der Buchung und nach Wahl des Zuges anpassen und unterschiedlich aussehen: Mal ist die Reservierungs-Schaltfläche nicht automatisch angewählt, dann wieder erscheint ohne Zutun ein extra Bildschirm, in dem man direkt Abteil oder Großraumwagen, Fenster- oder Gangplatz auswählen kann. Wann welcher Bildschirm erscheint, weiß wohl nur die Bahn.

Wieso gibt es für das Reservieren eines Sitzplatzes im Automaten mindestens drei verschiedene Menüs? Wieso ist die Platzreservierung mal automatisch mit gebucht und mal (fairerweise) optional? Das Wirrwarr der unterschiedlichen Darstellungsformen in den Fahrkartenautomaten erweckt den Eindruck, dass die Bahn vielleicht einfach selbst den Überblick über ihre Reservierungen verloren hat. Der Schaffner würde sagen: „Leider konnten durch einen Systemfehler heute keine Reservierungen übertragen werden. Bitte setzen Sie sich einfach auf einen freien Platz.“

Die dünnsten Geschichten der Welt

Gestern in der GMX-Redaktion:

Chef vom Dienst: „Wir brauchen noch eine Geschichte für den Aufmacher! Irgendwelche Ideen?“
Redakteur (kramt in Unterlagen):„Strauß-Kahn?“
Chef vom Dienst: „Hatten wir schon x mal, das klickt nicht mehr.“
Redakteur: „Griechenland-Krise?“
Chef vom Dienst: „Verstehen unsere Leser eh nicht. Das muss simpel sein!“
Redakteur: „Wie wäre mit einer Klickstrecke?´“
Chef vom Dienst: „Schon besser…aber zu welchem Thema denn?“
Redakteur (grübelnd): „Hm…Tierbabys hatten wir schon…Bikinimädels auch. Aber wie wäre es mit: Die schmalsten Häuser der Welt“
Chef vom Dienst (stirnrunzelnd): „Kriegen wir da mehr als fünf Fotos zusammen?“
Redakteur (klickt sich schon durch die Datenbank): „Aber klar doch. Da gibt es eins in einem Kaff bei London und hier Entwürfe für ein 1,52 Meter Haus in Polen…oder dieses hier: Ein dreieckiges Haus irgendwo in China.“
Chef vom Dienst: „Dann los! In einer halben Stunde will ich das Ding auf der Startseite sehen! Bin mal gespannt ob wir damit den bisherigen Favoriten „20 süße Hundewelpen“ vom Klick-Thron kegeln.“ (lacht in sich hinein)

So kam es vermutlich, dass GMX.de am 6. Juli mit dem Artikel „Die schmalsten Häuser der Welt“ aufmachte.

Im Schwimmbad auf der Überholspur

Jedes Mal, wenn ich ins Schwimmbad gehe, ärgere ich mich über die rücksichtslosen Krauler. Ohne sich auch nur einmal umzusehen, durchpflügen sie das Becken und lassen die Wellen hochschlagen. Rüde rempeln sie andere Badegäste beiseite, wechseln wild zwischen den Bahnen hin und her und tun so als wenn das Becken ihnen ganz alleine gehört. Egal ob man ins Freibad geht oder in die Schwimmhalle – die Wildkrauler sind schon da.

Grob gesagt lassen sich Schwimmer ja in zwei Gruppen einteilen: Die einen sehen das Schwimmen als Sport. Sie zählen die Bahnen oder die Zeit, versuchen so schnell wie möglich, die 25 oder 50 Meter lange Bahn zurückzulegen. Zu ihnen zählen auch die Krauler, welche ihren ausladenden Schwimmstil zur besonders schnellen Bewältigung der Strecke einsetzen. Die anderen Schwimmer, zu denen auch ich zähle, schwimmen dagegen als Freizeitvergnügen und zur Entspannung. Nach einem langen Arbeitstag ist es mir egal, ob ich fünf Sekunden länger brauche und wie oft ich den Rand am Ende des Beckens berühre. Auch mein Schwimmstil, so ich einen habe, ist wohl eher das klassische Brustschwimmen. Gelegentlich schwimme ich auch auf dem Rücken, aber dann muss das Becken schon sehr leer sein.

Kein Wunder aber, dass sich zwei so unterschiedliche Schwimmergruppen schnell ins Gehege kommen. Die Wellness-Schwimmer stehen den Sportkraulern diametral gegenüber. Doch das müsste nicht sein, wenn es im Schwimmbad ein Zwei-Bahnen-System gäbe.

Und das geht so: Während die langsameren Wellness-Schwimmer sich konsequent rechts halten, stehen den Sportschwimmern die linken Bahnen als eine Art Überholspur zur Verfügung. Das Prinzip kennen wir als „Rechtsfahrgebot“ vom Straßenverkehr. Langsame PKW und LKW ordnen sich rechts ein, lassen den schnelleren Fahrern die linken Spuren zur Beschleunigung. Bis auf wenige Ausnahmen funktioniert dieses System insgesamt ganz gut. Ich finde, wir brauchen ein „Rechtsschwimmgebot“ in den Hallen- und Freibädern. Was meint ihr?