Neue Blogreihe: Endhaltestellen


Nicht alle Endstationen – hier der Warschauer Hauptbahnhof – strahlen ein gemütliches Flair aus.

Betrachtungen zum Phänomen der Endhaltestelle sind in Literatur und Blogosphäre nicht gerade eben breit gestreut. Lässt man die häufig etwas schäbige Fassade der Stationsgebäude einmal außen vor, sind es doch bei näherer Betrachtung eigentlich ganz faszinierende Orte: Eine Endhaltestelle kann Anfangspunkt oder Ziel einer Reise sein. Linien führen zusammen und trennen sich wieder. „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“, heißt es fälschlicherweise in einem bekannten Schlager, denn schließlich hat ja jede Bus- oder Bahnlinie auch ganz unweigerlich zwei Enden. Vom besonderen Konstrukt der Ringbahn ohne Ende in Berlin sehen wir einfach einmal ab. Ist die Endhaltestelle an sich also nicht ein ganz klein bisschen wie das Leben? Diesem Phänomen will ich nachgehen und fahre deshalb in der neuen Blogserie Endhaltestellen mit Bus, U- oder S-Bahn bis zum teilweise bitteren Ende. Ob Hochhaussiedlung oder Landidyll, die Endhaltestellen der Metropole bieten beide Extreme an. Bitte einsteigen: Vorsicht an den Türen und bei der Abfahrt des Zuges!

Den Anfang macht die Endstation der Linie U3 in Berlin: Krumme Lanke

König für einen Tag

Vorgestern bin ich überraschend König geworden! Und das kam so: Vorgestern war ja Dreikönigstag und der wird bei uns zuhause nach alter Schweizer Tradition gefeiert. Es gab also einen Dreikönigskuchen aus Hefe mit Walnüssen, Rosinen und Aprikosenmarmelade als Füllung. In dem Kuchen – und das ist der Clou – ist eine goldene Münze eingebacken. Wer sie bekommt, der wird König und darf sich eine bunte Papierkrone auf den Kopf setzen. Damit enden seine Privilegien aber leider auch schon. Natürlich führt dieser Brauch zu allerlei taktischen Überlegungen beim Kuchenessen: Soll ich das Stück am Rand nehmen oder lieber eines aus der Mitte? Ist die Münze wohl in ein kleines Stück eingebacken oder befindet sie sich in einem großen? Und es sorgt auch dafür, dass man mitunter noch ein Stück extra isst in der Hoffnung, dass in diesem endlich die heißersehnte Königsmünze versteckt ist. Eine schöne Tradition wie ich finde und der Kuchen (Bäckerin meine werte Schwester), war auch wirklich verdammt lecker. So lecker, dass ich trotz Königswürde am nächsten Tag nur einen leeren Teller mit ein paar Krümeln vorfand. König ist man eben immer nur für einen Tag.

Abgenadelt

Pünktlich vor dem gestrigen Dreikönigstag haben wir noch unseren Tannenbaum großstädtisch sachgerecht entsorgt:

1. Fenster auf
2. Baum durch das Wohnzimmer ziehen und dabei geschickt die Unterhaltungselektronik umschiffen
3. Baum aufs Fensterbrett hieven, kurzer Schulterblick nach unten
4. Abflug der Nadeltanne

Die Passanten vor dem Haus haben ganz schön geschaut, als der Baum an ihnen vorbeigerauscht ist. Rauscht einem bei widrigen Windverhältnissen ja auch gerne mal einer auf den Kopf. Doch bis auf den Baum haben es alle gut überstanden: Beim Aufprall hat die ohnehin schon ziemlich trockene Fichte nämlich praktisch alle ihre Nadeln verloren. Abgenadelt, wie der Förster wohl sagen würde. Sehr gut auch auf dem folgenden Bild zu erkennen:


Unser Baum ist der oben links, denn die ganzen Nadeln hat er unten links beim Aufprall verloren.

Völlig verboten

Wie der Vorstand der Kolonie Golfplatz informiert, ist das Radfahren und Fußballspielen auf dem zentralen Festplatz nicht erst seit gestern verboten. Erlaubt hingegen weiterhin: Inlineskaten, Handball, Beach-Volleyball in leichter Bekleidung, Basketball, Eishockey (bei entsprechender Witterung), Curling, Minigolf, Rodeln und Tretbootfahren. Bitte verlassen Sie den Platz so, wie Sie ihn vorgefunden haben (eingeschneit) und beachten Sie die Ruhezeiten. Das Feiern ist von 20 Uhr abends bis 07 Uhr morgens untersagt (da zu laut).

Warten aufs Polo


„Gehen Sie mit ihrer Tafel im Partnerlook“: So soll das grüne Polohemd aussehen

Grün soll es sein. Grün wie eine Tanne. Grün wie die Folie einer Ritter Sport-Tafel der Sorte Ganze Mandel. Die Rede ist von einem Polohemd, welches mir der bekannte Schokoladenhersteller eigentlich noch schicken wollte. Als Belohnung für meinen Einsatz: 25 Tafeln Ritter Sport in etwa zwei Monaten essen, die Treuesiegel ausschneiden und auf eine Karte kleben. Selbst für einen passionierten Schokoladen-Gourmet wie mich keine ganz leichte Aufgabe! Doch was tut man nicht alles für ein grünes Polohemd und eine spezielle, nicht im Handel erhältliche Schokoladentafel (die soll es nämlich mit dazu geben).

Also bis Ende Oktober 2009 besonders viel Tafeln gekauft und natürlich Familie und Freunde animiert, ebenfalls zur Schoko im Quadrat zu greifen.  Siegel  ausgeschnitten, aufgeklebt und Karte rechtzeitig abgeschickt. Dann begann das Warten. Woche um Woche verging ohne eine Nachricht von Ritter Sport. Schließlich – es muss Ende November gewesen sein – endlich eine Postkarte:


Die Familie hat gut lachen: Sie hat ja auch Polohemden und jede Menge Schokolade!

Auf der Rückseite befand sich folgender Text:

„Eigentlich hätten wir Ihnen statt dieser Karte lieber Ihr neues Poloshirt geschickt. Doch leider kommt es wegen der großen Beteiligung an unserer Sammelpunkteaktion zu Verzögerungen bei der Auslieferung der Shirts. Das ist zwar schade, aber kein Grund zur Sorge! Wir haben alle Daten, die wir von Ihnen brauchen. Name, Anschrift, Größe, Farbe – alles registriert. Das einzige, was uns noch fehlt, ist ein kleines bisschen Zeit. Vielen Dank für ihre Geduld“

In jedem Fall schon mal ein sehr professioneller Kundenkontakt, dass muss man dem Schokoproduzenten bzw. seiner Werbeagentur lassen. Mir fallen auf Anhieb ein halbes Dutzend Firmen ein, die das nicht so gut hinkriegen. Ums weiter warten kommt man aber leider trotzdem nicht herum. 1. Advent, 2. Advent, 3. Advent, 4. Advent. Weihnachten unterm tannengrünen Baum feiern – ohne ebenso grünes Polohemd (was aber vielleicht sogar besser war, so hat mich meine Familie wenigstens gut gesehen).

Jetzt hat das neue Jahr begonnen und von meinem grasgrünen Polohemd immer noch keine Spur. Eigentlich kann es dafür nur eine Erklärung geben: Grüne Polohemden sind weltweit ausverkauft. Restlos! Ritter Sport versucht bestimmt schon alles, um doch noch eins zu bekommen. Sie ziehen alle Register durch den Kakao.  Oder was Schokoproduzenten sonst so tun. Ich stelle mir das ungefähr so vor: Da stehen die Rittersportler (Riesenwortspiel!) vor einer Hemdenfabrik in Vietnam oder Thailand, klopfen an und fragen höflich:„Haben Sie noch ein grünes Polohemd? Es ist ganz wichtig. Wir hatten doch da diese Prämienaktion und ein einziges fehlt uns noch!“ – Die Fabrikbesitzer schütteln dann traurig mit dem Kopf, sie entschuldigen sich wortreich und mit vielen Gesten: „Tut uns wirklich leid, aber wir haben auch keine mehr. Wahrscheinlich nie mehr wieder. Grün wollte einfach niemand tragen, mal ehrlich: Damit sieht man doch aus wie ein Tannenbaum!“ Dann lachen sie und die Ritter-Sport-Leute bleiben ohne Polohemd vor dem Fabriktor stehen. „Es ist zum heulen“, sagen sie leise. „Was sollen wir denn jetzt nur dem jungen Blogger sagen, der so sehnlich auf sein grünes Polohemd wartet?“

Nein das wäre wirklich zu traurig. Lasst uns hoffen, dass es nicht so schlimm kommt und ich mein Hemd doch noch bekomme. In Grün. Grün wie eine Tanne oder wie eine Tafel Ganze Mandel. Fortsetzung folgt.

Blogonade ist da

Gibt man am heutigen Tag (also schnell beeilen jetzt!) bei Google den Begriff Blogonade ein, so findet man nicht weniger und nicht mehr als sieben Einträge dazu:

  1. Das Blog von einem gewissen Melle aus Potsdam, der nach eigenem Bekunden „viel Computerkram“ im Kopf hat und sonst gerne seinen Lenkdrachen am Strand steigen lässt – letzteres könnte in Potsdam schwierig werden, sieht man von den schmalen Havel-Gestaden einmal ab.
  2. Eine praktisch identische Unterseite von Melles Blog.
  3. Die Blogology von einem gewissen Dr. Eric aus Toronto, der über einen von Kindern betriebenen Limonadenstand in seiner Nachbarschaft stolpert und feststellt was für ein einträgliches Geschäft das ist. Prompt will er auch groß ins Business einsteigen und den Kindern den Stand abkaufen. Doch die wollen verständlicherweise nicht und so bleibt Dr. Eric vorerst standlos.
  4. Noch mal Dr. Eric aus Toronto. Diesmal will er nicht kleinen Kindern ihre Limonade wegnehmen abkaufen, sondern hat sich ein Comic-Quiz überlegt. Welcher Superheld gehört in welche Serie? Wer es weiß, darf die Lösung lesen.
  5. Lady Lighthouse fotobloggt über einen „Lemonade and Bake Sale“ der örtlichen Sunday school kids, mit dem Geld für ein Waisenhaus in Haiti gesammelt wurde. 200 Dollar kamen zusammen, berichtet sie stolz. Die Törtchen und Brownies sehen aber auch lecker – und ziemlich süß – aus.
  6. Philosophiert „MagnoliaCoffee“ über ihren Alltag als Lehrerin an einer Highschool und stellt fest, dass manchmal die kreativsten und am sorgfältigsten ausgearbeiteten Blogartikel völlig unbeachtet bleiben. Außerdem ist gerade Klausurenzeit.
  7. Ist ein französisches Gedicht, unter dem ein Leser in seinen Kommentar beiläufig ein „blogonade“ einwirft. Sollte ich vielleicht auch einfach mal machen, blogonade.

Fünf verschiedene Personen aus aller Welt sind an völlig unterschiedlichen Tagen, aus völlig unterschiedlichen Beweggründen dazu motiviert worden, über Blogonade zu schreiben. Ab heute sind es sechs (wobei das eigentlich nicht ganz stimmt, weil ich die Idee zu diesem Blog schon vor einer ganzen Weile hatte und nur auf einen guten Zeitpunkt gewartet habe, um mit dem Schreiben anzufangen).